Mittwoch, 24. April 2013

Rheintour KM 410


Nachdem ich in dieser Woche einige kleinere Touren abends nach Feierabend geradelt war, hatte ich mir für das Wochenende die erste größere Marke gesetzt…ca. 80 km. Das Ziel war Düsseldorf und dann am Rhein entlang in nördlicher Richtung und über Lank Latum wieder zurück. Diese Tour hatte ich letztes Jahr schon mit dem Crossbike auf dem Trainingskalender. Samstags war ich noch mit Freunden bei herrlichen, sonnigen Wetter unterwegs und der Sonntag sollte eigentlich genauso verlaufen.
Sonntags Früh habe ich schon mal durch die Schlitze der Jalousie gelugt in die ersten zarten Sonnenstrahlen erkennen können. Leider hielt sich der Morgengast nicht sehr lange und es trübte sich zusehends ein…naja was soll’s.
Die Vorbereitungen für die Tour wurden getroffen. Ein wenig Proviant für unterwegs und 1,5 Liter Wasser. Bevor es losging, habe ich noch meinen Tachometer installiert. Die Dinger sind nicht unbedingt für Liegetrikes gebaut aber mit etwas Improvisation habe ich den Burschen dann doch noch zum Funktionieren gebracht.
Also los geht’s. Um 10 Uhr bin ich von unserem Hof gerollt und das erste Ziel war die Nordkanalroute an der Niers entlang bis Neersen. Diese Strecke kenne ich mittlerweile im Schlaf, aber es immer wieder schön an diesem kleinen Flüsschen entlang zu rollen. 



Weiße Beine in Richtung Niers



Hinter dem Neersener Schloss geht es so ziemlich pfeilgerade in Richtung Osten immer entlang der blau/grünen Stelen, die die Nordkanalroute kennzeichnen. Hinter Neersen fährt man durch ein kleines Waldstück mit einem kleinen See, sehr idyllisch; leicht vergisst man, dass man sich mitten in einem Autobahnkreuz befindet. Nach dieser Waldpassage wird es allerdings etwas langweilig. Von Willich-Schiefbahn bis Kaarst geht es entlang der L390 parallel zur A52 in Richtung Neuss. Der Radweg ist zwar gut ausgebaut aber der Autoverkehr stört dann doch. 


Am Nordkanal bei Kaarst


Hinter Kaarst unterquert man die A57 und kommt so langsam in den Einzugsbereich von Neuss und ab hier wird die Strecke auch wieder sehr schön. Irgendwann biegt der Radweg rechts von der Straße ab und man befindet sich umgehend in einer schönen Parklandschaft. Eine kurze Strecke an einer Bahnlinie und dann folgt ein sehr schöner Alleenweg am Nordkanal. Weiter geht’s auf einem Radweg durch Parkanlagen entlang an Stadthäusern und hier und da sieht man einen Teich zwischen den Bäumen und Büschen aufblitzen. Irgendwann verlasse ich die Nordkanalroute und folge der Radwegbeschilderung nach Düsseldorf. An einer kleinen Schleuse mache ich halt und verdrücke nach 30km meinen ersten Apfel. So stehe ich da auf dem Radweg und ich merke, wie ich von den verschiedenen Verkehrsteilnehmern neugierig beäugt werde. Einige Eltern versuchen ihren Sprösslingen zu erklären, was das für ein Gefährt ist. Die Erklärungen reichen von bequem bis gefährlich. Ist schon lustig, wenn man die kleinen mit den großen Augen sieht, wie sie mein Fahrrad bestaunen.


Neuss















Neuss

Neuss
Neuss


Weiter geht’s Richtung Düsseldorf. Die nächsten 2 Kilometer zur Rheinbrücke radle ich durch ein Gebiet mit Bürokomplexen…es gibt Schöneres. Aber die Kardinal-Frings-Brücke ist in Sicht. Auf der Rampe schnappe ich mir einen Radfahrer…naja war auch nicht unbedingt ein Benchmark. Es ist schon ein komisches Gefühl, fast liegend über die Brücke zu fahren. Es erinnert mich irgendwie an die früheste Kindheit als ich mit meiner Mutter über die Neckarbrücke gelaufen bin; das war eine ähnliche Perspektive. 



Auf Düsseldorferseite fahre ich von der Brücke runter auf den Radweg der entlang des Rheins verläuft. Hier muss ich das erste Mal rangieren, weil ich mit dem Wild One nicht um die enge Kurve komme. Unten auf dem Rheinuferweg ist eine Menge los. Ich teile mir den Platz mit Fussgängern, Inlineskatern und anderen Fahrradfahren. Aber es ist kein Problem und ich komme weiter gut voran. Auf der linken Hand fließt gemächlich der Vater Rhein und rechter Hand sind die Industriegebiete; man muss ja nicht nach rechts schauen. Jetzt macht der Rhein einen scharfen Knick nach rechts und im Uferbereich fährt man jetzt entlang eines Golfplatzes. An der Driving Ranch ist ne Menge los. Mich würde mal interessieren wie viele Golfbälle da schon im Wasser liegen. Ich rolle weiter Richtung Medienhafen Das neue Hotel kann ich schon erkennen und langsam kurble ich mich die Fussgängerbrücke hoch. An den Drängelgittern wird es schon ziemlich eng, aber die 76cm Spurbreite passen gerade so durch und ich muss keine größeren Aktionen fahren…das wäre auch ziemlich peinlich gewesen bei all den Zuschauern. Oben auf der Brücke mache ich einen kleinen Fotohalt. Die Gehry-Gebäude sind immer wieder beeindruckend. Runter von der Brücke und doch nochmal vor die Gehry-Gebäude gerollt…Schaulaufen nennt man so etwas…das musste einfach sein. Am Landtag habe ich mir ein Schokoladeneis gegönnt und so bin ich langsam cruisend und eisschleckend entlang am Mannesmannufer zum Burgplatz gerollt. Es war ziemlich viel los und mitten auf dem Burgplatz gab ein Künstler mit einem ausgewachsenen Flügel sein Können zum Besten. Da stand ich nun ein paar Minuten und saß völlig verträumt auf meinem Bike…es ist schon toll, wenn man seinen Sessel immer dabei hat.


Am Medienhafen




Am Medienhafen




Am Medienhafen






















Am Medienhafen



Am Medienhafen



Jetzt geht es immer weiter am Rhein entlang.Man merkt, dass es so langsam aber sicher Frühling wird. Einige haben es sich auf der Wiese bequem gemacht und hier und da sieht man schon kleinere Grillfeiern. Hinter dem Messegelände verlässt man das Stadtgebiet und radelt nun durch die Wiesen und Felder. Einfach nur dahingleiten ohne Stress, den Puls immer schön bei 130 halten. Der Flughafen Düsseldorf ist hier ganz in der Nähe. Die Jets befinden sich hier im Endanflug aus Richtung Westen und schweben nur ein paar hundert Meter über meinem Kopf. Deutlich hört man das Regulieren der Triebwerksleistung, um die sichere Landung durchführen zu können. Eigentlich wollte ich über der Brücke der A44 wieder auf die andere Rheinseite fahren aber ich fühle mich gut und rolle weiter in Richtung Kaiserswerth um dort mit der Fähre über den Rhein zu fahren. Das bringt noch ein paar Kilometer mehr zu den geplanten 80km. Kaiserswerth ist ein kleines Städtchen mit einer Kaiserpfalzruine und einem Kloster. Es gibt ein paar gute Lokalitäten dort, die ich empfehlen kann. Ich setze mich auf eine der Bänke direkt am Rhein und schaue dem Treiben am Sonntagnachmittag zu. Hinter mir spielt Einer Akkordeon und ich lasse mir meinen zweiten Apfel schmecken. Hier entschließe ich mich doch noch weiter in Richtung Duisburg zu fahren und dann über die Uerdinger Brücke nach Krefeld zu fahren.

Kaiserswerth

Kaiserswerth


Kaiserswerth
















Also los geht’s. Die nächsten 4km geht es am Rhein entlang doch in Wittlaer zwingt mich der Radweg weg vom Wasser durch die Felder. Ist eigentlich auch schön, doch im Hintergrund sieht man die rauchenden Schlote der Thyssen-Krupp Werke, die einen gelblichen Rauch ausstoßen. Gesund sieht das nicht aus. Man merkt die ersten Einflüsse des Ruhrgebiets. Ich bewege mich schon auf Duisburger Gebiet und in Mündelheim fahre ich auf den Radweg entlang der B288.


Uerdinger Brücke



Jetzt rolle ich auf die Uerdinger Brücke zu. Von weitem sieht diese Brücke sehr imposant aus, aber aus der Perspektive meines Liegerads verliert sie irgendwie ihren Reiz. Zur Rechten sieht man die Industriegebiete des Industrieparks Bayer Uerdingen; dass Bayer Kreuz kann man schon aus weiter Entfernung erkennen. Schnell bin ich über die Brücke geradelt. Und rolle entlang einer 2-spurigen Schnellstrasse in Richtung Krefeld Zentrum. Die Fahrt durch Krefeld war einfach zum Vergessen. Am Anfang hatten die Radwege wenigstens noch eine vernünftige Breite, mal abgesehen vom erbarmungsvollen Zustand. Was allerdings im Innenstadtbereich folgte ist schon eine Frechheit. Eine verkehrsberuhigte Zone durch die der Radweg führt, allerdings mit Drempeln ausgestattet, die andernorts als Einfriedung eines Vorgartens durchgehen. Wer so etwas plant kann einfach nicht im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte gewesen sein. Aber es geht noch besser. Ausgewiesene Radwege sollten eine mindestbreite von 160cm aufweisen; der Radweg an der Uerdinger Straße kommt grob geschätzt so auf circa 90cm. Mir bleiben auf einem solchen Weg ca. 7cm auf jeder Seite. Wurzelaufbrüche und Plattenabsenkungen erschweren zusätzlich das Halten der Richtung. Ich musste also auf die Straße ausweichen, aber meine freundlichen Artgenossen in den wettergeschützten Karossen haben dann die Jagdsession eröffnet. Freundlich wurde ich wieder auf meinen angestammten Platz gehupt…danke nochmals für die Aufmerksamkeiten und Entschuldigung an die Fussgänger, weil ich nämlich aus lauter Verzweiflung auf den Fussweg (verbotenerweise) ausgewichen bin. Irgendwie habe ich es doch gepackt mit heiler Haut aus dieser bedrängten Situation herauszukommen. Am Krefelder Nordbahnhof habe ich nochmals einen kurzen Stopp gemacht um dann weiter in Richtung Tönisvorst zu radeln. Ein kurzer Blick auf den Tacho….vielleicht packe ich mit einem kleinen Umweg über Krefeld-Forstwald und Neersen die 100km Marke. Also los geht’s…die letzten Kilometer Richtung Heimat. So langsam aber sicher merke ich meine Beine. Sie sind jetzt doch ein wenig müde und das ewige Stopp-and-Go an den Ampeln in Krefeld hat doch einige Körner gebraucht. Aber auf bekannten Wegen geht es ja bekanntlich schneller. Und so fahre ich durch die ruhigen Felder in Richtung Heimat. Die letzten 3km entlang der Niers und schon bin ich zu Hause….Mist…96,7km…aber die restlichen 3km will ich jetzt auch nicht mehr. 



Ziel verfehlt
Fazit: 



Die „fast“ 100km habe ich sehr gut gepackt. Ich war zwar geschafft, aber nicht total erledigt. Rückenschmerzen; absolute Fehlanzeige. Die Korrektur des Auslegers hat sich auch bezahlt gemacht. Die paar Millimeter haben geholfen, dass ich kaum Ziehen in den Kniekehlen hatte. 
Krefeld werde ich in Zukunft meiden, aber nach Düsseldorf werde ich noch öfters fahren. Die ersten 400km habe ich jetzt in der Tasche und ich kann einfach bestätigen, dass ich mit dem Kauf des Wild One die richtige Entscheidung getroffen habe. Ich bin mir sicher, dass ich mit ein wenig mehr Training noch weitere Entfernungen zurücklegen kann.


Tourdaten:



Zeit gesamt:                                      5h 56min
Länge:                                              96,7km
Durchschnittsgeschwindigkeit:         16,28km/h
Höhenmeter:                                    441m (Google Earth)
Temperatur:                                     14°C







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