Nachdem ich in dieser Woche einige kleinere Touren abends
nach Feierabend geradelt war, hatte ich mir für das Wochenende die erste
größere Marke gesetzt…ca. 80 km. Das Ziel war Düsseldorf und dann am Rhein
entlang in nördlicher Richtung und über Lank Latum wieder zurück. Diese Tour
hatte ich letztes Jahr schon mit dem Crossbike auf dem Trainingskalender.
Samstags war ich noch mit Freunden bei herrlichen, sonnigen Wetter unterwegs
und der Sonntag sollte eigentlich genauso verlaufen.
Sonntags Früh habe ich schon mal durch die Schlitze der
Jalousie gelugt in die ersten zarten Sonnenstrahlen erkennen können. Leider
hielt sich der Morgengast nicht sehr lange und es trübte sich zusehends ein…naja
was soll’s.
Die Vorbereitungen für die Tour wurden getroffen. Ein wenig
Proviant für unterwegs und 1,5 Liter Wasser. Bevor es losging, habe ich noch
meinen Tachometer installiert. Die Dinger sind nicht unbedingt für Liegetrikes
gebaut aber mit etwas Improvisation habe ich den Burschen dann doch noch zum
Funktionieren gebracht.
Weiter geht’s Richtung Düsseldorf. Die nächsten 2 Kilometer
zur Rheinbrücke radle ich durch ein Gebiet mit Bürokomplexen…es gibt Schöneres.
Aber die Kardinal-Frings-Brücke ist in Sicht. Auf der Rampe schnappe ich mir
einen Radfahrer…naja war auch nicht unbedingt ein Benchmark. Es ist schon ein
komisches Gefühl, fast liegend über die Brücke zu fahren. Es erinnert mich
irgendwie an die früheste Kindheit als ich mit meiner Mutter über die
Neckarbrücke gelaufen bin; das war eine ähnliche Perspektive.
Auf Düsseldorferseite fahre ich von der Brücke runter auf den Radweg der
entlang des Rheins verläuft. Hier muss ich das erste Mal rangieren, weil ich mit
dem Wild One nicht um die enge Kurve komme. Unten auf dem Rheinuferweg ist eine
Menge los. Ich teile mir den Platz mit Fussgängern, Inlineskatern und anderen
Fahrradfahren. Aber es ist kein Problem und ich komme weiter gut voran. Auf der
linken Hand fließt gemächlich der Vater Rhein und rechter Hand sind die Industriegebiete;
man muss ja nicht nach rechts schauen. Jetzt macht der Rhein einen scharfen
Knick nach rechts und im Uferbereich fährt man jetzt entlang eines Golfplatzes.
An der Driving Ranch ist ne Menge los. Mich würde mal interessieren wie viele
Golfbälle da schon im Wasser liegen. Ich rolle weiter Richtung Medienhafen Das
neue Hotel kann ich schon erkennen und langsam kurble ich mich die
Fussgängerbrücke hoch. An den Drängelgittern wird es schon ziemlich eng, aber
die 76cm Spurbreite passen gerade so durch und ich muss keine größeren Aktionen
fahren…das wäre auch ziemlich peinlich gewesen bei all den Zuschauern. Oben auf
der Brücke mache ich einen kleinen Fotohalt. Die Gehry-Gebäude sind immer
wieder beeindruckend. Runter von der Brücke und doch nochmal vor die
Gehry-Gebäude gerollt…Schaulaufen nennt man so etwas…das musste einfach sein.
Am Landtag habe ich mir ein Schokoladeneis gegönnt und so bin ich langsam cruisend
und eisschleckend entlang am Mannesmannufer zum Burgplatz gerollt. Es war
ziemlich viel los und mitten auf dem Burgplatz gab ein Künstler mit einem
ausgewachsenen Flügel sein Können zum Besten. Da stand ich nun ein paar Minuten
und saß völlig verträumt auf meinem Bike…es ist schon toll, wenn man seinen
Sessel immer dabei hat.
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Am Medienhafen |
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Am Medienhafen |
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Am Medienhafen |
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Am Medienhafen |
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Am Medienhafen |
Jetzt geht es immer weiter am Rhein entlang.Man merkt, dass es so langsam aber
sicher Frühling wird. Einige haben es sich auf der Wiese bequem gemacht und
hier und da sieht man schon kleinere Grillfeiern. Hinter dem Messegelände
verlässt man das Stadtgebiet und radelt nun durch die Wiesen und Felder.
Einfach nur dahingleiten ohne Stress, den Puls immer schön bei 130 halten. Der Flughafen
Düsseldorf ist hier ganz in der Nähe. Die Jets befinden sich hier im Endanflug
aus Richtung Westen und schweben nur ein paar hundert Meter über meinem Kopf.
Deutlich hört man das Regulieren der Triebwerksleistung, um die sichere Landung
durchführen zu können. Eigentlich wollte ich über der Brücke der A44 wieder auf
die andere Rheinseite fahren aber ich fühle mich gut und rolle weiter in
Richtung Kaiserswerth um dort mit der Fähre über den Rhein zu fahren. Das
bringt noch ein paar Kilometer mehr zu den geplanten 80km. Kaiserswerth ist ein
kleines Städtchen mit einer Kaiserpfalzruine und einem Kloster. Es gibt ein
paar gute Lokalitäten dort, die ich empfehlen kann. Ich setze mich auf eine der
Bänke direkt am Rhein und schaue dem Treiben am Sonntagnachmittag zu. Hinter
mir spielt Einer Akkordeon und ich lasse mir meinen zweiten Apfel schmecken. Hier
entschließe ich mich doch noch weiter in Richtung Duisburg zu fahren und dann
über die Uerdinger Brücke nach Krefeld zu fahren.
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Kaiserswerth |
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Kaiserswerth |
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Kaiserswerth |
Also los geht’s. Die nächsten
4km geht es am Rhein entlang doch in Wittlaer zwingt mich der Radweg weg vom
Wasser durch die Felder. Ist eigentlich auch schön, doch im Hintergrund sieht
man die rauchenden Schlote der Thyssen-Krupp Werke, die einen gelblichen Rauch ausstoßen.
Gesund sieht das nicht aus. Man merkt die ersten Einflüsse des Ruhrgebiets. Ich
bewege mich schon auf Duisburger Gebiet und in Mündelheim fahre ich auf den
Radweg entlang der B288.
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Uerdinger Brücke |
Jetzt rolle ich auf die Uerdinger Brücke zu. Von
weitem sieht diese Brücke sehr imposant aus, aber aus der Perspektive meines
Liegerads verliert sie irgendwie ihren Reiz. Zur Rechten sieht man die
Industriegebiete des Industrieparks Bayer Uerdingen; dass Bayer Kreuz kann man schon
aus weiter Entfernung erkennen. Schnell bin ich über die Brücke geradelt. Und
rolle entlang einer 2-spurigen Schnellstrasse in Richtung Krefeld Zentrum. Die
Fahrt durch Krefeld war einfach zum Vergessen. Am Anfang hatten die Radwege
wenigstens noch eine vernünftige Breite, mal abgesehen vom erbarmungsvollen Zustand.
Was allerdings im Innenstadtbereich folgte ist schon eine Frechheit. Eine
verkehrsberuhigte Zone durch die der Radweg führt, allerdings mit Drempeln
ausgestattet, die andernorts als Einfriedung eines Vorgartens durchgehen. Wer
so etwas plant kann einfach nicht im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte gewesen
sein. Aber es geht noch besser. Ausgewiesene Radwege sollten eine mindestbreite
von 160cm aufweisen; der Radweg an der Uerdinger Straße kommt grob geschätzt so
auf circa 90cm. Mir bleiben auf einem solchen Weg ca. 7cm auf jeder Seite.
Wurzelaufbrüche und Plattenabsenkungen erschweren zusätzlich das Halten der
Richtung. Ich musste also auf die Straße ausweichen, aber meine freundlichen
Artgenossen in den wettergeschützten Karossen haben dann die Jagdsession eröffnet.
Freundlich wurde ich wieder auf meinen angestammten Platz gehupt…danke nochmals
für die Aufmerksamkeiten und Entschuldigung an die Fussgänger, weil ich nämlich
aus lauter Verzweiflung auf den Fussweg (verbotenerweise) ausgewichen bin.
Irgendwie habe ich es doch gepackt mit heiler Haut aus dieser bedrängten
Situation herauszukommen. Am Krefelder Nordbahnhof habe ich nochmals einen
kurzen Stopp gemacht um dann weiter in Richtung Tönisvorst zu radeln. Ein
kurzer Blick auf den Tacho….vielleicht packe ich mit einem kleinen Umweg über
Krefeld-Forstwald und Neersen die 100km Marke. Also los geht’s…die letzten
Kilometer Richtung Heimat. So langsam aber sicher merke ich meine Beine. Sie
sind jetzt doch ein wenig müde und das ewige Stopp-and-Go an den Ampeln in
Krefeld hat doch einige Körner gebraucht. Aber auf bekannten Wegen geht es ja
bekanntlich schneller. Und so fahre ich durch die ruhigen Felder in Richtung Heimat.
Die letzten 3km entlang der Niers und schon bin ich zu Hause….Mist…96,7km…aber
die restlichen 3km will ich jetzt auch nicht mehr.
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Ziel verfehlt |
Fazit:
Die „fast“ 100km habe ich sehr gut gepackt. Ich war zwar geschafft, aber nicht
total erledigt. Rückenschmerzen; absolute Fehlanzeige. Die Korrektur des
Auslegers hat sich auch bezahlt gemacht. Die paar Millimeter haben geholfen,
dass ich kaum Ziehen in den Kniekehlen hatte.
Krefeld werde ich in Zukunft meiden, aber nach Düsseldorf werde ich noch öfters
fahren. Die ersten 400km habe ich jetzt in der Tasche und ich kann einfach
bestätigen, dass ich mit dem Kauf des Wild One die richtige Entscheidung
getroffen habe. Ich bin mir sicher, dass ich mit ein wenig mehr Training noch
weitere Entfernungen zurücklegen kann.
Tourdaten:
Zeit gesamt: 5h
56min
Länge: 96,7km
Durchschnittsgeschwindigkeit: 16,28km/h
Höhenmeter: 441m (Google Earth)
Temperatur: 14°C
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