Samstag, 1. Juni 2013

1000 Kilometer...Eindrücke, Für und Wider...Ein Fazit KM 1036

Mai 2013…breiten wir ein Tuch des Vergessens darüber. Aber ich will mich nicht zu stark beklagen. Anderenorts gibt es unwetterartige Regenfälle und die Flüsse überschwemmen das Umland. Davon wurden wir hier Gottseidank verschont. Es war kalt, es war regnerisch, aber das war es schon. Ich habe die Lücken nutzen können und bin im diesen Monat fast 500 Kilometer gefahren. Somit habe ich jetzt über 1000 Kilometer auf meinem Wild One absolviert. Der Anfang war nicht einfach; die Umstellung auf die Belastungen, die beim Liegeradfahren auftreten, benötigt eben ihre Zeit. Es rollte mittlerweile gut, wobei für sehr gut sicherlich noch ein paar Touren mehr gefahren werden müssen.
Das Sportgerät hat alle Erwartungen erfüllt. Für die hiesigen Landschaftsform und Wegverhältnissen eine nahezu perfektes Fortbewegungsmittel. Wir haben hier am Niederrhein ein sehr gut ausgebautes Netz an Rad- und Wirtschaftswegen, somit ist man sehr gut vom „normalen“ Straßenverkehr abgekoppelt und kann entspannt die Landschaft genießen. Die Sitzposition in einem Liegerad tut das übrige. Man sitzt sehr bequem und der Oberkörper liegt sehr entspannt im Schalensitz. Das Ganze ermöglicht einen wunderbaren Panoramablick. Natürlich sind nicht immer alle Wege perfekt ausgebaut. Auch hier gibt es Aufbrüche, Schlaglöcher oder auch mal Offroad-Sequenzen. Ich kenne die Wege sehr gut aus meiner Crossfahrrad-Karriere und es war zwischendurch schon mal grenzwertig. Besonders wenn man schon einige Kilometer in den Beinen beziehungsweise im Hintern hatte. Das Fahrwerk des Wild One zeigt hier seine absolute Stärke. Selbst grobe Fahrbahnunebenheiten werden problemlos durch die Dämpfer aufgenommen und das Trike bleibt jederzeit beherrschbar. Das Trike zieht stabil seine Bahn und bietet somit ein Optimum an Fahrsicherheit. Aber auch kleinere Unebenheiten werden durch das schnell ansprechende Dämpfungssystem perfekt geschluckt. Andererseits hat man nicht das Gefühl, das die eingesetzte Kraft nicht in Vortrieb umgesetzt wird. Verwindungen, selbst bei stärkerem Krafteinsatz, sind kaum wahrnehmbar. 
Natürlich gibt es natürlich auch ein paar Dinge, die sich als nicht so ganz perfekt herausstellen. Durch die Aufteilung der Gewichtskraft auf drei Räder, kommt man relativ schnell die Traktionsgrenze des Hinterrads. Speziell bei einer langen Schwinge und Reifen, die sich nicht gerade durch übermäßige Haftung auszeichnen, führt das sehr schnell zu durchdrehenden Reifen. Das kann auch schon mal bei schnellgefahrenen Schotterpassagen passieren. Im nassen Gras oder auf schlammigen Untergründen ist man sehr einfach im Grenzbereich angelangt. Bei tiefen sandigen Untergründen ist ebenfalls sehr schnell Schluss mit lustig. Zum einen bremsen die 3 Aufstandspunkte das Gefährt sehr abrupt ab und dann bekommt man die Kraft nicht mehr in Vortrieb umgesetzt. Solches Terrain sollte man mit einem Trike unbedingt meiden. 
Enge Passagen können ebenfalls das Fahrvergnügen trüben. Gestern wurde ich beispielsweise durch einen Pfad geleitet. Fahrenderweise gab es da kein Durchkommen mehr. Also das Trike am Hinterrad gepackt und durch dichte Unterholz gezerrt. Bei dieser Aktion ist mir sogar die Kette vom Blatt gesprungen. Hier sind ganz klar die Grenzen erreicht. Das macht kein Spaß mehr. 
Die Wahrnehmung durch andere Verkehrsteilnehmer kann ich als durch weg positiv beurteilen. Ich bin bis jetzt noch in keine brenzlige Situation geraten. Man wird überwiegend freundlich angenommen.
Eine völlig neue Erfahrung ist das Radeln bei Nacht. Was ich gaaaanz früher nur lästig fand, ist heute eine Quelle der Entspannung. Durch die Felder und Wiesen im Schein der Fahrradlampen zu fahren hat einen eigenen Reiz. Das Spiel der unterschiedlichen Farben am Himmel ist einfach nur atemberaubend. Die Natur bietet im Dunkeln völlig neue Impressionen. Hier und da leuchten Augenpaare zurück oder es springt auch mal ein verschrecktes Reh über den Weg. Ich genieße diese Zeit.


Auf zur Burg

Gestern habe ich mich nach dem Abendessen nochmal in den Schalensitz geworfen. Ich wollte die Routenführung durch die Iphone-App komoot ausprobieren. Die Tour zur Burg Linn habe ich im PC ausgewählt und dann noch angepasst, da ich nicht unbedingt durch die Innenstadt in Krefeld fahren wollte. Also das Iphone in den linken Ärmel gesteckt und ein Knopf im Ohr. Eine freundliche Frauenstimme leitet mich, auf bekannten Wegen, durch Viersen. Vorbei an der Cloerather Mühle in Richtung Anrath. Der Wind weht heftig und es liegt eine Menge Kleinholz auf dem Weg. Man bietet allerdings dem Wind in dieser niedrigen Sitzposition dem Wind wenig Angriffsfläche. Anrath nehme ich nur in den Außenbezirken mit und fahre am Bahnhof wieder aufs freie Feld. Hier treffe ich auch wieder auf meine durchaus nervösen vierbeinigen Freunde. Pferde mögen keine Liegetrikes; soviel steht fest. Weiter geht es auf Wirtschaftswegen in östliche Richtung. Plötzlich ist der Weg zu Ende und die freundliche Stimme weißt mir einen Weg der leider nur quasi vorhanden ist. Der bereits oben angesprochene Trampelpfad durchs Unterholz. Na das war nicht so berauschend. Aber die Kette ist wieder aufgelegt und das W1 von zierendem Blattwerk befreit. Entlang der A44 geht es weiter in das Gebiet von Krefeld-Fischeln. Nicht sehr spannend aber auch schnell wieder vorbei. Der Himmel hat sich mittlerweile stark eingetrübt. Ich erwarte zwar nicht, dass ich nass werde, aber ungemütlich ist die Sache schon, zumal der Wind immer stärker auffrischt. Die Böen zerren mittlerweile merklich am Rad und ich fahre Slalom um das Kleinholz auf der Straße.
Bei Ossum-Bösinghoven quere ich die A57 an der ich entlang radle. Den Wind bekomme ich jetzt direkt von vorne. Eigentlich kein Problem aber der Sand zwischen den Zähnen ist nicht ganz so angenehm. Zwischen den Bäumen sehe ich schon den Turm der Burg Linn hervorblitzen. Gleich habe ich mein Ziel erreicht. Ich biege in eine Allee ein. Im Winter hat man von hier schon einen tollen Blick auf die restaurierte Burg. Nur heute versteckt sie sich hinter dichtem Blattwerk. Ich umrunde die Burg einmal. Auf diesem Weg bin ich schon einige Male entlang spaziert und habe auch einige schöne Aufnahmen gemacht. Nur heute will nicht so ganz Lust zu fotografieren aufkommen. Es wird zusehends dunkler und der Himmel hängt in verschiedenen Grautönen schwer über mir. Im Park mach dann doch ein obligatorisches Foto. Jetzt geht es wieder nach Hause. 

Burg Linn

Eigentlich habe ich keine Lust, den gleichen Weg wieder nach Hause zu radeln. Ich schalte das Navi aus und lasse mich durch meinen inneren Kompass leiten. Nur der versagt diesmal völlig und kläglich. So habe ich mich noch nie verfranzt. Ich habe in Krefeld-Ossum gänzlich die Orientierung verloren. Also werfe ich doch wieder die Navigation an. Der vorgeschlagene Weg passt mir überhaupt nicht; es soll mitten durch Krefeld  gehen…so ein Mist. Aber mir bleibt nichts anderes übrig…ich hasse es jetzt schon. Ein kurzer Anruf bei meiner lieben Frau, damit sie sich keine Sorgen machen muss. Es ist mittlerweile 22 Uhr. Ich habe meine Lampen angeworfen und stürze mich ins Abendteuer. Aber was soll ich sagen komoot führt mich auf Wegen durch diese Stadt, so dass ich meine bisherige Meinung revidieren muss. Sicherlich macht es mehr Spass durch die Felder und Wiesen zu fahren, die vorgeschlagene Route ist sehr gut fahrbar und glänzt mit sogenannten Radfahrstraßen. Ich fühle mich sicher und das ist die Hauptsache. Der Weg führt durch die Fußgängerzone und an toll beleuchteten Kirchen vorbei. Ich rolle an Straßencafés vorbei und bin der absolute Hingucker. Schneller als gedacht bin ich durch Krefeld durch. Die Stadt hat so ihren Schrecken verloren. Jetzt kenne ich mich wieder aus und ich fahre auf bekannten Wegen nach Sankt Tönis. Hier schwenke ich auf den Bahnradweg, der mich direkt nach Hause führen wird. Die Navigation brauche ich jetzt nicht mehr. Und auf dem Radweg ist nichts mehr los. Ich drücke mir den zweiten Knopf ins Ohr und lasse mir Trauma von N’to in die Gehörgänge fließen  einfach genial bei Dunkelheit mit Musik im Ohr durch die Landschaft zu rollen. Im Westen sind die letzten farblichen Nuancen der Sonne wahrnehmbar ein letztes Rot das in ein dunkles Lila übergeht, um dann von der Schwärze der Nacht verschluckt zu werden. Ich bin hier draußen ganz allein….denke ich jedenfalls. Aber ich merke wie ich neugierig beäugt werde. Hier und da blitzen die Augenpaare im Scheinwerferlicht auf. Die Außenbezirke Süchteln sind erreich und ich nehme den Knopf aus dem Ohr. Auf den letzten Metern spricht mich noch ein verspäteter Fahrradfahrer an. Er überholt mich und ich habe aber keine Lust mehr die Geschwindigkeit hochzunehmen, da ich gleich zu Hause bin. Kurz vor 23 Uhr rolle ich auf unseren Hof.


Fazit:
Einiges habe ich oben schon beschrieben. Dem ist kaum etwas hinzuzufügen. Krefeld hat seinen Schrecken verloren. Jetzt weiß ich wenigstens, wie ich  da ohne Probleme durch komme. Der Heimflug im Dunkeln war wieder ein echter Genuss.



Tourdaten:
Zeit gesamt:                                                     3h 58min
Länge:                                                              62,3km
Durchschnittsgeschwindigkeit:                     16,8km/h
Höhenmeter:                                                   190m
Temperatur:                                                     20°C