Sonntag, 31. Mai 2015

KM 11214 Austausch der Vorderräder - Einstellen der Spur



Nachdem auf der Rheintour eines der Radlager aufgegeben hatte, musste die Sache jetzt dringend repariert werden.
Defektes Radlager
Die einfache Lösung wäre der Austausch der Radlager; am besten gleich alle zusammen, oder gleich auch neue Räder zu montieren. In den vergangenen Posts hatte ich ja bereits berichtet, dass eventuell einen Umstieg von 18" Räder auf 20" Räder in Erwägung ziehe. 18" Räder bieten ein wenig mehr Agilität. Im Gegensatz rollen 20" Räder auch bei etwas schlechteren Fahrbahnbeschaffenheiten etwas besser, da diese nicht in jedes Loch hineinfallen. Ein weiterer Vorteil ist die bessere Auswahl von Reifen. Bei 18" Reifen ist man doch ziemlich im Angebot beschränkt. Nach einigem Hin und Her habe ich mich für den Umstieg auf die größeren Räder entschieden.

Was beim Umbau auf eine andere Radgröße beachtet werden muss, ist die Tatsache, das die Spur des Trikes gegeben falls verändert. Laut Thomas Seide sollte das Nachstellen der Spur aber kein Problem darstellen. Ich habe mir trotzdem ein paar Köpfe darum gemacht, da ich nicht unbedingt über das entsprechende Messwerkzeug verfüge. Es ist wichtig, daß die Vorderräder zum einen parallel zum Hinterrad stehen, und man sollte darauf achten das die Vorderräder auch vorne ein wenig enger stehen. Man spricht hier von ca. 1mm. Alles andere würde zu einer Verlangsamung der Fahrt und zu erhöhtem Reifenverschleiß führen. Die Korrekte Spur hat einen maßgeblichen Einfluss auf Geschwindigkeit und Fahrverhalten des Trikes. Letztendlich zeigt dann allerdings nur ein Rolltest, ob die durch die Messung vorgenommen Einstellungen auch in der Praxis den gewünschten Erfolg bringen.

Die neuen Felgen und natürlich auch neue, für die 20“ Räder passende, Schutzbleche heute ich bereits vor der großen Tour bestellt. Das Ganze sollte dann Mitte Mai bei mir eintreffen. Ich brauchte auch neue 20“ Reifen…die Wahl fiel auf den Schwalbe Energyzer Pro (ist leider nicht mehr erhältlich; nur noch die Plus Version). Dieser Reifentyp verrichtet in der 26“ Version sein Dienst als Hinterreifen.

Die Wochen verstrichen, die Reifen wurden recht schnell geliefert, aber von meinen Rädern und den Schutzblechen keine Spur. Mittlerweile machte es auch keinen Sinn mehr mit den defekten Radlagern weiter zu fahren. Man vernahm nur noch ein mahlendes Geräusch und das Rad drehte sich fast gar nicht mehr. Notgedrungen musste ich auf mein Stevens Crossbike umsteigen…jetzt weiß ich auch wieder warum ich Liegetrike fahre. Nachfragen bei Bike Revolution ergaben, dass es wohl Probleme bei der Produktion der Schutzblechhalter gegeben hatte, was dann letztlich zum Lieferverzug führte. Ende Mai wurden die Teile dann endlich geliefert.

Im Grunde geht der Umbau recht einfach von statten. Sobald die Muttern von der Steckachse der Vorderräder gelöst und abgeschraubt sind, lassen sich die Achsen herausziehen und die Räder können einfach entnommen werden. Die Radlager sahen wirklich mitgenommen aus, obwohl ich beim Reinigen der Räder immer darauf geachtet hatte den Wasserstrahl nicht auf die Achsen zu halten…der Hochdruckreiniger war sowieso tabu. Im nächsten Arbeitsschritt werden die alten Schutzbleche entfernt. Das geht bei ausgebautem Rad wesentlich einfacher. So stand mein beinamputiertes Wild One vor mir…wahrlich kein schöner Anblick, aber das sollte sich ja bald ändern.
Ohne Vorderräder
Als nächstes habe ich die Rotoren der Scheibenbremse von den alten Rädern geschraubt und gleich an die neuen Räder montiert.
Montage der Bremsscheiben
Jetzt noch die Räder wieder in Position bringen, Steckachse durchstecken und festschrauben…fertig.

Als nächstes habe ich die Spur eingestellt. Hierzu habe ich mir mit ein paar Teilen aus dem Baumarkt ein Werkzeug gebastelt. Das Messwerkzeug besteht aus einem Aluminiumrohr (8mm Durchmesser). Auf die beiden Enden habe ich jeweils ein Mutter mit der Heißklebepistole befestigt. In die Gewinde können jetzt entsprechende Gewindestifte eingeschraubt werden. Eine zweite Mutter wird zum Kontern benutzt, damit sich während des Messvorgangs nichts verstellen kann. Damit man die Mitte besser taxieren kann habe ich noch eine Markierung auf das Rohr angebracht.
Werkzeug zur Vermessung der Spur
Das Trike habe ich nun vorsichtig mit den Vorderädern auf zwei Schienen gehoben. Somit konnte ich nun die Räder optimal ausrichten und den Parallellauf zum Hinterrad kontrollieren. Bei belastetem Trike habe ich nun den Abstand der Felgen am vorderen und am hinteren Rand genommen.





















Die Messung ergab einen Unterschied von 6mm von vorne zu hinten. Das war definitiv zu viel und die Spur musste an den beiden Spurstangen nachgestellt werden. Hierzu löst man beim Wild One die Spurstangen (leider reicht das lösen der Kontermutter nicht aus) an einer Seite und dreht den Kopf um 180°. Nun befestigt man die Spurstange wieder und überprüft den Effekt der Einstellung. Mit dieser zu Fuß Methode habe ich mich dann so langsam aber sicher an das Optimum (rein Messtechnisch) herangearbeitet. Nach einigem herum probieren hatte ich eine vernünftige Einstellung gefunden.
Lösen der Spurstange
Der nächste Arbeitsschritt war das Aufziehen der neuen Reifen…mittlerweile eine Aufgabe die einem leicht von der Hand gehen sollte, aber trotzdem muss man immer wieder auf den Korrekten Sitz der Reifen auf der Felge achten und auch nicht zu vergessen…die Laufrichtung der Reifen. So nun war erstes Probesitzen angesagt. Natürlich konnte ich es nicht abwarten und drehte ein Proberunde auf dem Garagenhof…trotz noch nicht funktionierender Bremsen. Es macht alles einen vernünftigen Eindruck. Jetzt noch meine beiden Lieblingsbeschäftigungen…das Einstellen der Avid BB7 Scheibenbremsen und die Montage der Schutzbleche. Das Einstellen der Bremsen hat immer viel mit Versuchen zu tun. Es gibt etliche Videos im Netz, die sind für eine Grundeinstellung immer gut. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich nach solchen Aktionen noch mindestens eine Radtour brauche bis die Bremsen so eingestellt sind das es passt. Jetzt noch die Schutzbleche (Schutzplastik) angebaut und fertig ist der Hobel. Ich musste noch die alten Schutzbleche auf die neuen Halter anpassen, aber das war relativ wenig Aufwand. Das Wild One rollt ab diesem Zeitpunkt auf 20“ Rädern und ich muss sagen der Umstieg lohnt. Das Fahrverhalten ist ein völlig anderes. Sehr komfortabler und souverän ohne maßgeblich an Agilität zu verlieren. Es passt meines Erachtens einfach besser zum Wild One.


Nach ein paar Tagen gab es allerdings einen Rückschlag. In einer 90° Kurve, die ich weiß Gott nicht scharf gefahren bin, änderte sich plötzlich schlagartig das Fahrverhalten und der rechte Vorderreifen schliff an der Strebe des Schutzblechhalters...?!?! Im ersten Moment konnte ich mir keinen Reim darauf machen, was mich da so plötzlich ausgebremst hatte. Einen Schlag auf das Rad hatte ich nicht wahrgenommen und ich war wirklich komoot unterwegs. Ein Blcik auf meine neuen Felgen verhieß nichts Gutes. Um den kompletten Umfang war die Felge an den Speichenösen erheblich ausgebogen. Dies führte letztendlich zur Unwucht des Rades.
Defekte Felge

Die erste Vermutung war eine oder mehrere lockere Speichen, aber die saßen alle fest…zu fest wie sich später herausstellte. Ich versuchte mit einem Speichenschlüssel die Unwucht aus dem Rad heraus zu bekommen. Aber anstatt die Speichen fest zuziehen musste ich einige lösen. Einige waren nicht aufzubekommen, so stramm waren diese eingeschraubt. Letztendlich habe ich es nach einigem hin und her gepackt die Unwucht aus dem Rad zu bekommen, so dass wenigstens nichts mehr schliff. Ich habe noch am gleichen Tag Bike Revolution kontaktiert und um Ersatz gebeten. Da ich nicht wusste, wie lange die Lieferung diesmal dauert, habe ich die Radlager an den alten 18“ Rädern wechseln lassen. Das war schnell gemacht und so konnte ich mein Wild One die Woche darauf wieder auf die alten Reifen umbauen. Das Umbauen der Schutzbleche und das Einstellen der Spur habe ich mir allerdings geschenkt.
Defekte Radlager
Alte Räder; neue Schutzbleche
























Die neuen Räder kamen schneller als erwartet…also wieder Umbau mit allem Schnick Schnack...so langsam werde ich Experte…auch für die Einstellung der Scheibenbremsen.

Trotz des Aufwands hat sich der Umbau gelohnt. Auch die Kontrolle der Spur war eine gute Idee. Der Reifenverschleiß hat merklich abgenommen. Die Energyzer laufen seit nunmehr über 4000 km und haben noch ausreichend Profil.
Endgültige Montage




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