Dienstag, 28. Mai 2013

Die Niers, 4 Schlösser, Fango und ein großes Loch KM 964

Der Himmel ist hellgrau, es regnet Bindfäden, das Thermometer müht sich an der 8°C, das Holz brennt und knistert im Kamin und verbreitet eine wohlige Wärme. Es ist…..nein nicht Herbst…Ende Mai 2013. Echt bescheidenes Wetter. Irgendwo in Bayern ist die Schneefallgrenze auf 700m abgesunken…verdient ist verdient. Nun ja, dann muss man sich eben an die kleinen Frühlingsintermezzi, die Petrus immer Mal wieder stundenweise einwirft, erfreuen. So geschehen am letzten Freitag. Morgens schon schien die Sonne von einem fast makellosen blauen Himmel. Die Temperatur erträgliche 14°C. Ein paar Stunden musste ich allerdings im Büro verbringen, aber um 14 Uhr habe ich dann meine Sachen gepackt und mich ins Wochenende verabschiedet.  Um halb vier saß ich dann endliche auf meinem Wild One, die Kette geschmiert, Trinkflasche gefüllt und 2 Äpfel im Ortlieb aber null Plan wo es denn lang gehen sollte. Also kurz den Finger in den Wind gehalten, die Richtung geprüft und los geht’s n den Süden. 

Ich wollte schon immer mal den oberen Nierslauf erkunden. Diesem kleinen Flüsschen wurde in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts nicht nur der ursprüngliche Charakter geraubt, sondern auch noch die Quelle. Der Braunkohletagebau in Garzweiler hat nicht nur hier einschneidende Folgen nach sich gezogen. Aber dazu später mehr. 

Ich brauche nur zehn Minuten von zu Hause und schon kann ich auf einen schönen asphaltierten Weg im Schatten von Pappeln entlang der Niers radeln. Der Weg geht schnurgerade aus, das mag etwas langweilig erscheinen, aber die Landschaft bietet genug Abwechslung. Um in den Genuss des geteerten Weges zu bleiben muss mich aber mal kurz vom Flusslauf verabschieden und rolle durch ein kleines Industriegebiet in Neersen. Ich fahre an Koppeln vorbei und die Pferde beäugen mich argwöhnisch und bleiben in Distanz zu diesem komischen Gefährt. Nach ein paar hundert Metern sehe ich die Türme des Schloss Neersen durch die Baumwimpel lucken. Da werde ich einen Abstecher machen. Schloss Neersen ist ein barockes Wasserschloss, das heute das Rathaus der Stadt Willich beherbergt. Im Hof ist man bereits mit den Vorbereitungen der Neerser Schlossfestspielen zugegen; die Bühne ist schon aufgebaut. In den zugehörigen Parkanlagen kann man schön gemächlich über die Wege cruisen. Hier und da steht eine Skulptur und kleine Teiche runden das komplette Bild ab. 

Schloss Neersen

In Richtung Mönchengladbach geht es entlang einer Landstraße weiter. Der Radweg ist in einem üblen Zustand und fällt sehr stark zu einer Seite ab. Sehr unangenehm, wenn man in einem Trike sitzt, da man immer auf die eine Seite rüber rutscht und sich irgendwie festhalten muss. Aber dieser Abschnitt dauert zum Glück nicht lange und schon treffe ich wieder auf den Niersverlauf. Am Flughafen Mönchengladbach schlage ich mich seitwärts in die „Büsche“ und folge der Niers rechtsseitig. Hinter der Autobahnbrücke wird das Geläuf allerdings sehr tief. Der Regen der letzten Tage hat den Weg in ein Morastloch verwandelt. In einem kleinen Gang arbeite ich mich durch den Schlamm. Hier ist das Trike sicherlich nicht das geeignete Fortbewegungsmittel. Das was mir entgegenkommt scheint hier besser dafür geeignet zu sein…Pferde. Ich bleibe einfach stehen und lasse die beiden Vierbeiner passieren. Man merkt ihnen an, dass ihnen die Situation nicht geheuer ist…mir übrigens auch nicht. Ich sitze verdammt tief und habe die Hufe auf Augenhöhe und die tänzeln jetzt an mir vorbei. Die Reiter haben alle Hände voll zu tun, die Burschen im Zaum zu halten. Wie sich später herausstellt ist diese Seite der Niers, zwar kein ausgewiesener Reiterweg, aber er wird häufig dafür genutzt. Das nächste Mal werde ich die andere Seite nutzen; die ist auch in einem wesentlich besseren Zustand. Bei eine kleineren Brücke kann ich die Seite wechseln und schon geht es auch wieder besser voran.
Auf der linken Seite sehe ich ein weiteres schönes Gebäude; Schloss Myllendonk. Es ist ebenfalls ein Wasserschloss. In den weitläufigen Parkanlagen des Schlosses findet man eine 18-Loch Golfanlage…naja. Ich lasse das Schloss hinter mir und fahre weiter an der Niers entlang und plötzlich hört der Radweg auf und ich stehe an einer Bahnlinie; und jetzt? Ich biege nach rechts ab und sehe ein paar hundert Meter weiter eine Brücke über die Bahngleise führen. Ahh super….aber es gibt keinen Weg auf die Brücke…so ein Mist. Wie sich später herausstellt, hätte ich kurz hinter dem Schloss den Niersweg verlassen müssen, um auf diese Brücke zu kommen. Also bleibt mir nichts anderes übrig als entlang der Bahnlinie zu fahren und auf die nächste mögliche Über- bzw. Unterquerung zu warten. Kein schöner Umweg und zu guter Letzt lande ich dann noch in einer Sackgasse mitten in einem Industriegebiet. Ein kurzer Check auf der Karte und ich habe wieder einen Plan wie ich aus diesem Irrgarten herauskomme. Nach ein paar Minuten habe ich sie wieder, die Niers. Sie fliest hier durch ein kleines Waldgebiet und ich merke nicht, dass ich am nächsten Schloss vorbeifahre; Schloss Rheydt. Das nächste Mal werde ich hierhin einen kleinen Abstecher machen. 
Jetzt wird der Weg wieder schlechter. Ich muss Slalom zwischen großen Wasserpfützen fahren hier und da lässt sich das Durchfahren aber nicht vermeiden und die Vorderräder versinken fast bis zur Nabe im schlammig braunen Wasser. Ich bleibe einigermaßen trocken nur mein 26 Zoll Hinterrad schaufelt immer wieder Wasser, Schlamm und Sand in meinen Nacken…ich wollte es ja nicht anders. Auf Rheydter Stadtgebiet bekommt die Niers einen Flussverlauf, der wieder an einen Fluss und nicht unbedingt an einen Kanal erinnert. In leichten Bögen durchschneidet sie malerische Parkanlagen mit kleinen Teichen rechts und links. Eine Graugans, die ich beim Sonnenbaden gestört habe, faucht mich wütend an…auf Augenhöhe…schnell weg. 
Hier ändert sich plötzlich die Umgebung die Niers fließt nun durch ein Waldgebiet. An einem Abzweig entscheide ich mich für die falsche Alternative. Nach wenigen Metern wird der Weg immer schmaler. Ich mähe mich mit den Vorderrädern durch die Brennnesseln und der Weg wird zusehends morastiger. Immer öfter dreht das Hinterrad durch und mitten in einem Torfloch ist dann auch Feierabend. Ich muss absteigen und meine Schuhe versinken sofort im Matsch am Hinterrad ziehe ich das Wild One ca. 50 Meter durch den Morast bis ich wieder festen Boden unter den Füssen habe. Dicke Lehmkluppen hängen an den Schuhen und ich habe Schwierigkeiten wieder festen Halt auf dem Magnetklicksystem der Pedale zu bekommen. Das Hinterrad ist mindestens doppelt zu breit. Aber schön war es trotzdem durch den Urwald zu fahren. Und so urwüchsige Landschaft keine 300m von den Reihenhaussiedlungen entfernt.

Die Niers bei Rheydt



















Es wird eng




























Von Rheydt geht es weiter nach Odenkirchen. Hier fließt die Niers mitten durchs Stadtgebiet. Eingefasst in ein enges Betonkorsett. Entlang an schönen bürgerlichen Häusern. 
Ein Blick zum Himmel verheißt nichts Gutes. Überall ziehen stahlgraue Wolkenbänke auf und man sieht Regenvorhänge. Ich entscheide mich den Radweg entlang der Niers zu verlassen und südöstlich in Richtung der Wolkenlücken zu fahren, in der Hoffnung von den heftigen Regenschauern verschont zu werden. 

Die Niers in Odenkirchen
Ich fahre nach Hochneukirch, ein verschlafenes Dorf ohne nennenswerte Attraktionen. Ich fahre aus dem Dorf auf einer Strasse, die als Sackgasse ausgeschildert ist…warum den das????
Die Antwort bekomme ich circa 200m hinter dem Dorf. Urplötzlich tut sich eine 3m hohe Metallwand vor mir auf versehen mit Warnschildern. Ich kurve um die Absperrung und stehe unvermittelt vor einem Damm. Im Hintergrund sehe ich die Aufbauten eines großen Baggers über den Kamm ragen. Natürlich weiß ich was dahinter ist. Vor meinen Füssen tut sich ein riesiges Loch auf….der Braunkohletagebau Garzweiler. Hier wurde eine klaffende Wunde von unvorstellbarem Ausmaß die Landschaft geschlagen. Dort, wo dieser riesige Bagger sich unablässig durch das Erdreich wühlt, war früher das kleine Örtchen Holz. Nichts erinnert mehr daran. Der Ort wurde vor 5 Jahren an anderer Stelle komplett neu aufgebaut und die Einwohner dorthin umgesiedelt. Holz ist nur eines von vielen Dörfern und es werden noch einige Dörfer folgen. Bis 2045 wird hier weiter Braunkohle gefördert. Danach wird das Riesenloch mit Wasser aufgefüllt werden und ein riesiger See entsteht. Um einen Größenvergleich zu bekommen kann man sich das untenstehende Bild anschauen. Neben dem Abraumbagger parkt, kaum wahrnehmbar, eine Caterpillar-Raupe. Der Größenunterschied ist gewaltig; man glaubt kaum das dieses Loch an dieser Stelle mehr als einhundert Meter tief ist. Schwer beeindruckt verlasse ich diesen Ort und mach mich auf den Weg zurück nach Hochneukirch und biege in der Mitte des Dorfes in Richtung Westen ab. Der Weg führt mich jetzt am Rande des Baggerlochs; in ein paar Jahren muss auch diese Stelle den gefräßigen Ungeheuern weichen. 

Vor dem großen Loch














Der Blick 100 Meter tief















Panorama Rheinisches Braunkohletagebaugebiet

Der Blick nach Westen zeigt mir ein imposantes Wolkenschauspiel. Dunkelgraue Wolken durchbrochen von Sonnenstrahlen. Hier und da sieht man Regenvorhänge und auch in Richtung Heimat sieht es nach einem mächtigen Regenguss aus. Erst einmal muss ich sehen, dass ich wieder aus diesem Gebiet komme. In der Ferne sehe ich die A61; hier muss ich drüber und werde dann entlang der Autobahn nach Norden fahren. Bei Wanlo überquere ich Autobahn und fahre durch Wanlo und Wickrathsberg weiter nach Wickrath. Hier treffe ich auch wieder auf die Niers, die in dieser Gegend ihre ursprüngliche Quelle hatte. In Wickrath mache ich einen kleinen Stopp am malerischen Schloss; das ist heute die Nummer 4. Es liegt ebenfalls an der Niers und ist ein Wasserschloss. Schloss Wickrath beherbergt seit 2002 das Pferdezentrum; die Parkanlagen sind öffentlich zugänglich und laden zu einer gemütlichen Pause ein. 

Schloss Wickrath

Nach einer kurzen Rast mache ich mich auf den Weg. Ein wenig planlos rolle ich durch Wickrath und lande schließlich in einem Industriegebiet. Hier muss es vor kurzem ordentlich geregnet haben, denn die Strasse ist immer noch sehr nass. Mein Hinterrad schaufelt mir ordentlich Wasser in den Nacken….who cares. Irgendwie habe ich mich verfahren und so muss ich doch wieder zurück und versuche mich irgendwo seitlich in die Büsche zu schlagen. Ich habe keine Ahnung wo ich bin, ich weiß nur in welche Richtung ich möchte. Ich finde wieder einen ausgewiesenen Radweg der mich wieder auf die andere Seite der A61 bringt. Ich fahre jetzt einfach mal nach Norden mal sehen wo ich rauskomme. 
Nach einigen Kilometern ist mir es doch zu blöd und ich werfe auf dem Iphone komoot an und lasse mich per Navigation nach Hause führen. Nach 19 Kilometer nach Hause…das geht ja noch. Ich komme an eine Kreuzung, die mir sehr bekannt vorkommt. In der Nähe ist das Heimatstadion von Borussia Mönchengladbach. Dahin mache ich einen Abstecher. Vor dem Stadion mache ein eine kleine Fotosession und hier bekomme ich die ersten Tropfen Regen ab. 

Zu Besuch bei der Borussia

Jetzt aber ab nach Hause. Durch Felder und Wiesen radle ich zurück nach Viersen. Hier kenne ich mich aus und brauche mich nicht weiter auf die Navigation zu verlassen. Noch eine kurze Abfahrt in Viersen und ich habe es geschafft.


Fazit:

Eine tolle Tour. Der Niederrhein bietet wahrlich verschiedene Landschaften an und entlang der Niers kann man an verschiedenen Punkten sehr gut Rast machen. Schloss Myllendonk und Schloss Rheydt werde ich auf jeden Fall nochmal besuchen. Das nächste Mal werde ich meine Touren wohl besser planen müssen. Der Abstecher ins Unterholz war doch sehr mühselig. Hier ist ein Trike im klaren Nachteil gegenüber einem Mountainbike. Die Entfernungen sind jedenfalls kein Problem und ich freue mich schon auf die nächste Tour.


Tourdaten:

Zeit gesamt:                                                     4h 50min
Länge:                                                                 74,6km
Durchschnittsgeschwindigkeit:                    16,4km/h
Höhenmeter:                                                   336m
Temperatur:                                                     20°C


Montag, 20. Mai 2013

Jagd auf Hasen, Fasanen und Rennradler KM 838


Die letzten beiden Wochen bin ich kaum zum Fahren gekommen. Entweder war ich beruflich unterwegs und kam erst spät abends nach Hause, oder das Wetter spielte nicht mit. Am Pfingstwochenende war auch noch ein Besuch in der alten Heimat angesagt und die Wettervorhersage hatte auch keine sonderlich guten Nachrichten für den verbleibenden Pfingstmontag für mich parat. Am Sonntagnachmittag sind wir dann wieder nach Hause gefahren…300km auf der Autobahn und den Bauch voll mit leckerem Essen und Kuchen.
Je näher wir dem Niederrhein kamen umso besser wurde das Wetter. Das Thermometer zeigte 22°C an und die Sonne schien, wenn auch ein wenig milchig…die Vorboten für den verregneten Montag. Da werde ich noch eine schöne Feierabendrunde drehen und etwas Kuchen verbrennen.

Um  19 Uhr waren wir wieder zu Hause. Schnell das Auto ausräumen und dann in die Radkluft werfen.  Pulsuhr an; Navi an; Sonnenbrille an und los geht’s. Wie so oft habe ich noch keinen Plan wo ich langfahre. Der Wind bläst heute etwas strammer aus Nordwest, also entscheide ich mich für die Fahrt gegen den Wind um für die Rückfahrt einen gemütlichen  Rückenwind zu bekommen.
Schnell bin ich auf der ehemaligen Bahnstrecke nach Süchteln. Hier kenne ich mittlerweile jedes Steinchen.  Schnell habe ich die Hauptstrasse hinter mich gelassen und rolle durch die Felder und Wiesen. Um diese Uhrzeit ist kaum noch etwas los und eigentlich könnte ich mir einen Knopf ins Ohr stecken und etwas Musik hören, aber ich genieße auch die Musik, die mir die Natur zu bieten hat; der Wind, die schimpfenden Amseln, hier und da ein Rascheln im Gebüsch und die protestierenden Fasanen.
Kurz vor Grefrath biege ich links ab und habe die Süchtelner Höhen als Panorama vor mir. Die Sonne sinkt immer weiter nach unten und verschwindet hin und wieder hinter einer Wolkenbank. Im Nordwesten zeigt sich ein dunkler Streifen; das dürfte die Vorhut des Regengebiets sein. Das ist aber noch alles weit und ich kann unbesorgt weiter meine Spur ziehen. Am Rand des Höhenzugs geht es in sanften Wellen nach Norden. Der Wind bläst mir ins Gesicht aber er macht mir keine Probleme die Beine kurbeln geschmeidig und rund. So langsam machen sich die gefahrenen Kilometer bemerkbar. Ein Blick auf die Pulsuhr 125BPM…so ist es richtig. Nach kurzer Zeit fahre ich durch die kleinen Ortschaften Glabbach und Voursenbeck. Hier geht es weiter zu den Krickenbecker Seen. So langsam setzt die Dämmerung ein und es wird merklich dunkler insbesondere mit Sonnenbrille im Wald. Hier da überhole ich ein paar verspätete Radler auf ihrem Heimweg. Ich werde einen kleinen Abstecher zum Hinsbecker Bruch machen. Am Ufer des Sees kann man sehr schön die Seele baumeln lassen. Der Blick auf die spiegelglatte Oberfläche des Sees hat es beruhigendes. Ein Rentnerehepaar beäugt mich neugierig, trauen sich aber nicht mich anzusprechen. Die Sonnenbrille wird verpackt, die brauche ich jetzt nicht mehr und weiter geht’s ….wohin?? Immer der Nase nach.
Durch den kleinen Ort Hombergen fahre ich nach Hinsbeck. Ich nehme aber eine Nebenstrecke und das Geläuf wird etwas rauer. Das macht aber nichts; ich bin ja excellent gefedert unterwegs…W1-Land. Hinsbeck lasse ich links liegen und mache noch einen kurzen Schwenk nach Westen um dann wieder nach links nach Lobberich abzubiegen. Es geht durch Schönkes und Wevelinghoven und bei Lobberich biege ich auf die ehemalige Bahnlinie nach Grefrath ab. Kurz nochmal etwas fester treten  und dann geht es 2km mit moderaten 2% Gefälle abwärts. Der große Gang wird aufgelegt und ein  kurzer Blick auf den Speedometer übersteigt die 40km/h…das macht Laune. Ich habe aber keine Lust durch Grefrath zu fahren und ich biege vorher rechts ab. Hier bin ich vorhin schon gefahren. Der gerade Weg wäre jetzt gerade aus nach Hause aber ich entscheide mich für eine kurze Tour über die Hügel. Die Sonne ist mittlerweile untergegangen. Ich sehe ein Paar Hasen über die Felder stauben. Als sie mich bemerken legen sie sich flach auf den Boden und legen die Ohren an…ich sehe euch aber trotzdem. Bei  Oberbocholt kassiert mich ein Rennradler. Wortlos sprintet er an mir vorbei aber gleich geht’s den Berg runter und da möchte ich einfach mal testen wie ich mich so schlage. Also großes Blatt, kleines Ritzel und los. Die Qualität der Straße ist wirklich bescheiden aber ich kann mich an den Burschen ran arbeiten.  Eben hat er gemerkt, dass ich hinter ihm bin und schon tritt er mächtig in die Pedale. Das kann ich auch uns so rauschen wir mit über 50 Sachen den wahrlich nicht steilen Hügel runter. Unten angekommen lasse beziehungsweise muss ich ihn ziehen lassen. Hat aber trotzdem Spass gemacht und schon steht die nächste Bergwertung an. Über den Mühlenheuweg geht es nach Dornbusch. Kurz aber knackig maximal 12% aber wo es hoch geht, geht es auch wieder runter. Hier kann man es so richtig knallen lassen. Mehr als 50, ohne treten, sind hier ohne Probleme drin. Unten angekommen muss man aber scharf bremsen….rechts vor links. 
Mittlerweile habe ich meine Lampen angezündet; es ist schon merklich duster geworden. An der Dornbuscher Kirche vorbei bereite ich mich auf die letzte „Bergwertung“ vor. Vor sechs Wochen habe ich mich hier mit dem Notanker hochgequält. Jetzt bleibt das mittlere Blatt und ich trete den Hügel platt. Die Pulsuhr quittiert den Sprint mit wildem Gepiepe…ich kann es manchmal nicht lassen. Etwas Außer Atem komme ich oben an, aber nach ein paar Minuten ist mein Puls wieder bei 130 BPM. Ab jetzt geht es nur noch bergab. In den Straßen ist fast nichts mehr los und ich kann in Ruhe durch Süchteln kurbeln. Es ist ja schon fast 22 Uhr. Nochmal kurz durch die Felder und schon rolle ich vor meine Garage.


Fazit:
Hasen, Fasanen und Rennradler; eine gute Jagdquote. Trotz Zwischensprints und ein paar Höhenmeter zeigt mein Durchschnittspuls 131 BPM. Es wird besser. Die 300 Kilometer Autobahnfahrt habe ich mir wunderbar aus den Beinen getreten. Ich fühle mich gut und das ist die Hauptsache. 
Der neue Reifen läuft gut. Kein Höhenschlag mehr und es Vers ist noch kein Verschleiß auf der Lauffläche feststellbar. Schade, dass sich Schwalbe auf meine Anfrage bis heute noch nicht gemeldet hat.


Tourdaten:
Zeit gesamt:                                                     2h 30min
Länge:                                                                 43,49km
Durchschnittsgeschwindigkeit:                 17,54km/h
Höhenmeter:                                                   326m
Temperatur:                                                     20°C



Dienstag, 7. Mai 2013

Maas Tour KM 715


Es ist Sonntag und es verspricht ein toller Tag zu werden. Die sonntägliche Schwimmrunde hat gut getan und nun sitzen wir auf unserer Terrasse und schlemmen bei herrlichem Sonnenschein ein leckeres Frühstück. Heute Mittag habe ich von meiner Familie frei bekommen und so kann ich mich ohne Zeitdruck auf meine Tour machen.

Ich packe 3 Äpfel und meine Wasserflasche ein. Jetzt noch gut eincremen; die Sonne sticht schon vom Himmel. Ich schwinge mich auf meinen Hobel und rolle gen Westen. Die Anfahrt in Richtung Hohen Busch ist nur kurz aber die Rampe kurz nach dem Start bringt mich immer etwas aus dem Atem. Der guten Entfaltung des Wild One sei Dank, kann ich mich gut der 7% Steigung anpassen. Jetzt geht es 2km durch das Waldgebiet der Süchtelner Höhen. Auf dem Waldboden merkt man erst richtig die sehr gut abgestimmte Federung des Steintrikes. Wurzeln und kleiner Wellen werden einfach überrollt ohne dass das Gefährt merklich aus der Ruhe kommt. Jetzt geht es links ab über die A61 hinunter nach Schirick. Eine kurze Strecke auf der Straße geht es in Richtung Bistard  und biege nach 2 Kilometern nach Boisheim ab. Ich rolle durch die kleinen Weiler Loosen und Lind. Es geht leicht Bergan. Ich muss etwas langsamer kurbeln, da mein Puls etwas zu hoch dreht. Das ging eigentlich schon Mal besser; nun ja ich habe ja Zeit. Kurz für Boisheim muss ich die Eisenbahnlinie Dülken Venlo überqueren und hier steht ein Güterzug mitten auf dem Übergang. Mit mir müssen zwei Moutainbiker auf ihren Specialized Maschinen warten. Nach 10 Minuten kann es endlich weitergehen. Boisheim habe ich schnell hinter mich gebracht und nun geht es entlang der Nette weiter nach Schaag. Die Fahrt durch Schaag ist lang gezogen und am Ortsende schlage ich mich wieder in die Felder. Die Sonne hat schon mächtig Kraft und ich bin froh, dass ich mich vorher gut eingecremt habe. Der Pulsmesser piepst schon wieder…ich muss langsamer machen. Weiter geht es durch Bracht und danach durch Heidhausen. Die nächsten Kilometer geht es durch den Brachter Wald. Bis vor wenigen Jahren war dieses Gelände Sperrgebiet. Die Britische Armee hatte hier eine der größten Munitionsdepots in Europa. Mittlerweile ist das Gebiet geräumt und man kann die ursprüngliche Landschaft durchqueren…aber bitte auf den Wegen bleiben. 

Brachter Wald



















Heidelandschaft Brachter Wald

Pause




















Die Straße führt mich direkt zum Grenzübergang am „weissen Stein“, ein beliebter Ausflugspunkt für die Nachbarn aus den Niederlanden. Nun rolle ich auf niederländischen Wegen. Mein Mobiltelefon meldet das Einbuchen in das ausländische Netz. Durch das Städtchen Reuver geht es in Richtung Maasufer. Es ist immer wieder faszinierend zu sehen wie sich der Baustil der Häuser innerhalb einiger wenige hundert Meter total verändert.  Reuver habe ich schnell hinter mich gebracht und schon stehe ich am Ufer der Maas. Gegenüber sehe ich das Ufer von Kessel mit den schönen Häusern direkt am Fluss, der Kirche und der imposanten Festung. Vor zwei Monaten sind wir hier noch spazieren gegangen…bei Schneetreiben. 


An der Maas

Überfahrt nach Kessel


Ich will mit der Kettenfähre übersetzen aber es ist doch einiges los. Eine Menge Radfahrer sind unterwegs und so muss ich eine Fähre passieren lassen. Ich nutze die Zeit und mache es mir auf meinem Sessel bequem und futtere meinen ersten Apfel. Jetzt kann ich auch auf die Fähre. 60 Cent kostet die Überfahrt als Radfahrer…ich muss zum Glück keinen Extrapreis für meine Überbreite zahlen. 

Die Überfahrt dauert nicht lange und auf der anderen Seite rolle ich als erster von der Fähre und fahre durch die Innenstadt von Kessel. Die Straßencafés sind voll und ich scheine eine kleine Attraktion zu sein. Hinter Kessel wechsle ich auf den Radweg LF3 entlang der Maas. Bis zur Schleuse führt der Weg direkt auf dem Deich. Leider ist man hier nicht alleine und sonntags sind doch einige Autos unterwegs. Irgendwann biegt der Weg in nach Barlo ab. Ein wunderschönes Städtchen mit einer schönen gemütlichen Innenstadt. Raus geht es wieder durch ein Flutschutztor an dem am oberen Bogen eine große Brezel hängt. Die Bewandtnis hat sich mir noch nicht erschlossen. Weiter geht es auf dem Deich auf den Wiesen grasen Kühe…ein idyllisches Bild. 


Auf dem Maas Deich




















In Richtung Venlo




















Am anderen Ufer der Maas  liegt Tegelen. Im Hintergrund sieht man schon die Brücke über die Maas. Da werde ich drüber fahren um nach Venlo zu kommen. Schnell ist die Autobahnbrücke erreicht. Der Radwegbereich ist großzügig mit 2 Spuren gestaltet…eine Autobahn für Radfahrer. Die Fahrt durch die Vororte von Venlo ist wenig spektakulär außer, dass es ab hier wieder nach oben geht; naja sind nur 40 Höhenmeter. Kurz hinter Venlo geht es durch ein Waldgebiet und ehe man es sich versieht ist man wieder in Deutschland. Die nächste Ortschaft ist Leuth, die ich auch schnell hinter mich lasse. Mein nächstes Ziel ist der De Witt See. Ich biege nach links auf den Radweg, der von Kempen nach Kaldenkirchen führt. Der Radweg teilt den De Witt See in 
zwei Teile; Großer und Kleiner De Witt See. Eine wunderbare Strecke die durch einen Wald führt bevor man auf dem Damm durch den See fährt. Hier mache ich meine zweite Rast, esse meinen zweiten Apfel und nehme einen kräftigen Schluck aus der Flasche.

Großer De Witt See

Panorama De Witt See

Hier checke ich auch mein Rad, denn auf den letzten Kilometern hatte ich das Gefühl, dass die Unwucht am linken Vorderrad stark zugenommen hat. Die ganze Zeit hatte ich schon eine leichte Vibration festgestellt, aber dem keine weiter Beachtung geschenkt. Dafür habe ich jetzt die Quittung bekommen. In einem Bereich von circa 5 Centimeter des Umfangs stelle ich 4 offene Stellen auf der Lauffläche fest. Auf dem ersten Blick sehen sie aus wie Einschnitte. Die spätere Begutachtung zeigte allerdings, dass wahrscheinlich durch den Höhenschlag des Reifens, genau diese Stelle so stark abgenutzt wurde, dass nach knapp 700km der Reifen aufgebraucht wurde. 

Aufgebrauchter Kojak

Jetzt muss ich mal sehen, dass ich auf leisen Samtpfötchen nach Hause komme. Es liegen noch rund 15 Kilometer vor mir. Der leichte Anstieg in Richtung Süchtelner Höhen ist kein Problem. Oben angekommen kann man die nächsten 2 Kilometer gemütlich nach unten rollen. Ich nehme den Weg entlang des Höhenzugs um in nach Süchteln zu fahren. Es geht leicht bergan und wieder bergab und ich trage das Wild One wie ein rohes Ei durch die Kurven. Einen Platzer will ich jetzt kurz vor dem Ziel nicht mehr riskieren. Einen Ersatzmantel habe ich nicht dabei. Die Vibration wird immer heftiger und ich bete darum dass der Mantel bis zum Schluss hält. Etwas vorsichtiger rolle ich durch die Wohngebiete und achte auf jedes noch so kleine Schlagloch oder Steinchen. Nicht jedem Hindernis kann man aber ausweichen. Die letzte Kurve ist gemeistert; ich habe es gepackt und obwohl die letzten Meter etwas unruhig waren, war es eine schöne Sonntagstour und am Handgelenk zeigt eine kleine rote Stelle den ersten Sonnenbrand der Session 2013.

Fazit:
Die Tour bin ich letztes Jahr schon mal auf dem Crossbike gefahren und ich war definitiv stärker geschafft. Das Wetter war toll aber es war auch eine Menge los…schon fast zu viel. Den Mantel habe ich mittlerweile abgezogen und einen neuen habe ich schon bestellt. Die Felge zeigt keine Abweichungen, das heißt der Höhenschlag kam durch den Reifen und das von Anfang an. Ich habe Schwalbe mittlerweile kontaktiert und um eine Stellungnahme gebeten. Jetzt steht das Wild One in der Garage und wartet auf die neue Bereifung…also ist mein Fortbewegungsdrang erst einmal gestoppt

Tourdaten:
Zeit gesamt:                                                     4h 26min
Länge:                                                                 69,07km
Durchschnittsgeschwindigkeit:                 18,16km
Höhenmeter:                                                   350m
Temperatur:                                                     25°C