Donnerstag, 24. Januar 2013

Besuch bei Bike Revolution in Österreich

Eines war mir nach der letzten Testfahrt mit dem Wild One klar; ich werde mich mit diesem Trike auf jeden Fall intensiver beschäftigen.  Die Performance, das heißt die Umsetzung der eigenen Kraft in Vortrieb und das Ansprechen des Fahrwerks, war beeindruckend. Selbst bei gröberen Fahrbahnunebenheiten hatte man nie das Gefühl die Kontrolle über das Trike zu verlieren. Härtere Schläge auf das Lenkgestänge blieben aus und das Gefährt konnte weiter in der Spur gehalten werden.

Vorbereitung
Eine kurze Email an Thomas Seide und schon war der Termin am 18. Januar fixiert. Bis dato standen meine Testfahrten mit den Liegerädern wettertechnisch nicht unbedingt unter dem besten Stern aber Petrus hatte noch eine Steigerung in petto, aber dazu später.
Die Tage dazwischen habe ich damit verbracht, Konfiguration miteinander zu vergleichen, Technik ab zu klären und mich weiter in das Thema ein zu lesen. Tja, wenn ich mich in ein Thema verbissen habe, dann wird es auch für mein Umfeld schwierig.

Die Anreise
Der 18. Januar kam immer näher, die Vorfreude stieg und die Wetteraussichten wurden immer schlechter. Anfang der Woche war klar, dass die Fahrt nach Österreich kein Zuckerschlecken werden wird. Mittwochs hatte ich noch bis nachmittags in Frankfurt zu tun und danach habe ich die erste Etappe bis nach Passau hinter mich gebracht. Ab Regensburg bis Passau gab es eine geschlossene Schneedecke auf der Autobahn. Naja schön  langsam machen. Am nächsten Morgen sah es nicht besser aus. Es schneite immer noch und innerlich hatte ich eine weitere Testfahrt bereits abgeschrieben. Die Weiterfahrt nach Gänserndorf, mit einem kurzen Zwischenstopp in Wien, habe ich aber ohne Probleme gepackt. Doch 30-40cm Neuschnee sind nicht zu verachten und für den nächsten Tag  waren noch Windböen mit der Gefahr von Schneeverwehungen vorhergesagt….na toll, das wird ja immer besser.

Gänserndorf
Über Nacht hat es zum Glück aufgehört zu schneien und nach einem kurzen Frühstück habe ich mich auf den Weg zu Bike Revolution gemacht. Etwas außerhalb von Gänserndorf in einem Wohngebiet ist die Firma beheimatet. Von außen kaum als eine Produktionsstätte oder Werkstatt erkenntlich, macht auch nur ein kleines Schild im Eingangsbereich auf diese Firma aufmerksam. Kurz angeklingelt und schon streckte mir jemand freundlich den Kopf aus dem Fenster des Wohnhauses entgegen und ein paar Minuten später stand ich in der Werkstatt in der die Steintrikes  nach Kundenwünschen zusammengebaut werden. Jeder Quadratmillimeter dieser Werkstatt wird genutzt. Fast fertige Bikes stehen neben Rahmen. Da steht ein Prototyp und 2 Fertige Räder stehen auch noch da.  In den Regalen findet man entsprechende Einzelteile und Zubehör. Zwei Mädels bauen mit guter Laune und Fachverstand die Bikes zusammen. Ein richtig uriges Ambiente; erinnerte mich sehr stark an die Fahrradwerkstatt in meiner Jugendzeit, in der ich mir immer meine Ersatzteile besorgt hatte.


Der ultimative Test
Thomas ging mit mir sofort in die technischen Details. Er ist ein wahrer Überzeugungstäter. Die technischen Informationen sprudeln nur so aus ihm heraus; man merkt, er hängt mit Herz und Seele an seinen Produkten. Keine meiner Fragen blieb unbeantwortet und besonders beeindruckt war ich von der Vorstellung der Güte der Pulverbeschichtung. Der Rahmen wird innen und außen gepulvert, um einen optimalen Korrosionsschutz zu gewährleisten. Selbst heftiges aufeinanderschlagen zweier Rohre hatte keinen sichtbaren Einfluss auf die Güte der Beschichtung; wirklich überzeugend.
Was mich aber noch mehr beeindruckte war die Tatsache, dass ich doch noch zu einer ausgiebigen Testfahrt kommen sollte…und das bei diesen Straßenverhältnissen und bei diesem  Wetter. Mittlerweile hatte es wieder begonnen leicht zu schneien. Nun gut…was soll‘s…nur die Harten kommen in den Garten. Also kurz die Winterradklamotten aus dem Auto geholt und umgezogen.  Das Wild One, diesmal in der Konfiguration vorne 18“ und hinten 20“, wurde auf meine Größe angepasst und schon konnte ich die ersten Runden auf Schnee drehen. Diesmal bekam ich allerdings Unterstützung von einem 250 Watt Tretlagermotor. Das war auch nicht verkehrt, denn zum einen passt meine derzeitige Kraftentfaltung noch nicht zum Liegeradfahren zum anderen bremste der Schnee meinen Vortrieb doch ganz erheblich. Nach einigen Runden war aber klar dass doch noch ein Paar Anpassungen vorgenommen werden mussten. Der hintere Reifen musste durch einen mit mehr Profil ausgetauscht werden, der Radstand wurde verlängert und die Sitzschale etwas flacher gestellt. Durch diese leichten Anpassungen wurde ein merklich besseres Fahrgefühl hergestellt. Kaum zu glauben, was ein paar Millimeter bewirken können.

Wild One, jetzt verstehe ich
Thomas begleitet mich auf der Testfahrt mit seiner Höllenmaschine….ein Wild One mit einem 4,5kW E-Antrieb….absoluter Hammer. Während ich mich auf den ersten Metern frage: „wo sind die 250 Watt des Tretlagermotors??“, zerrt Thomas mit einem Affenzahn driftend an mir vorbei. Es hilft ja nichts, also Konzentration. Ich kämpfe mich durch das Weiß und die Schneeflocken hauen mir um die Ohren. Der Wind ist echt eklig kalt, die -4°C tun ihr übriges. So was bin ich als Bürohengst einfach nicht mehr gewohnt. Ab geht es in die Seitenstraßen und die Bedingungen werden nicht gerade besser.  Tja da heißt es Umdenken; man zieht eben nicht nur eine Spur sondern deren 3 durch den Schnee, und so pflüge ich durch die Schneehaufen und ich frage mich gerade wie lange die Oberschenkel das wohl mitmachen. Endlich hat Thomas ein Einsehen mit mir und wir biegen in eine besser befahrbare Straße ab. Thomas dreht am Gashebel und schon driftet er davon, während ich so langsam aber sicher meinen Rhythmus finde. Jetzt finde ich auch Zeit mich näher mit dem Untersatz zu beschäftigen. Die Muskeln entspannen etwas und ich muss feststellen dass die Sitzposition wesentlich bequemer ist als bei meinem letzten Test. Thomas dreht seine Runden; einmal ist er vor mir, Sekunden später hinter mir. Bei jedem Vorbeifahren gibt es einen guten Tipp und ich fühle mich immer wohler. Und kaum zu glauben…ich fahre zwischen 20-25 km/h und das im Schnee; einfach herrlich.
Jetzt bekomme ich noch eine Runde Bundesstrasse geboten, die ist zwar geräumt aber in dieser niedrigen Position ist das schon etwas ungewohnt. So jetzt erst Mal Mittagessen und Energie nachtanken.
Der Rückweg war für mich einfacher als der Hinweg. Lag es am Training, Gefälle oder am 1/4 Weißwein…keine Ahnung. Thomas flog jedenfalls wieder an mir vorbei und driftete ohne Unterlass  die Straße hoch und runter. Wieder Mal rauschte er mit knapp 50 Sachen an mir vorbei um eine 1/10 Sekunde später in einer Schneewolke zu verschwinden….tja da stand er nun 5m weiter im Acker…nix passiert…weiter geht’s. Am nächsten Kreisverkehr 2 Runden im Dauerdrift und das mit einem Fahrrad. Naja da war ich doch etwas gemütlicher unterwegs. Eine kleine Überraschung hatte Thomas noch für mich vorbereitet, kurz vor Ankunft war noch ein kleiner Hügel zu bewältigen. Trotz Anlauf und E-Motor Unterstützung musste ich die letzten Meter etwas kräftiger kurbeln.

Das Fazit
Ja und dann standen wir wieder in der Werkstatt und ich war mir sicher, dass Rad wird bestellt! Dieser Ritt war, trotz der widrigen Verhältnisse, beeindruckend und die letzten Zweifel, was die Sitzposition angeht, waren ausgeräumt.
Obwohl die 18“/20“ Variante die sicherlich agilere Version darstellt, habe ich mich für die 18“/26“ Variante entschieden.  Das Rad gefällt mir in dieser Konstellation einfach besser. In der Sonderausstattungsliste stehen die Sonderfarbe (Apple green dormant/schwarz), die Dual Drive Schaltung, der Low Rider Gepäckträger und dazu noch Schwalbe Kojak Bereifung.
Ich erfülle mir damit einen echten Traum.
6 Stunden hat sich Thomas für mich Zeit genommen.  Um halb vier saß ich wieder in meinem Auto glücklich und sicher, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Einen  Wermutstropfen gibt es natürlich immer…..die Lieferzeit…..ich muss mich noch bis Anfang April gedulden….die Wartezeit wird schwer genug werden, aber ich weiß, ich bekomme eine tolle Fahrmaschine.
Vielen Dank an das Team von Bike Revolution, an Roswitha und Jörg in Heinsberg  für die bis dato tolle Beratung.
Anbei noch ein paar Eindrücke die Thomas während der Fahrt aufgenommen hat.

Drift 4 fun

2 Kommentare:

Balu hat gesagt…

Wenn man erst einmal ein Wild One gefahren ist, will man es am liebsten gleich einpacken.

Ich bin Trike-Neuanfänger, aber ich hatte bei meinem Besuch in Österreich ein Dauergrinsen auf den Wangen, das ausschliesslich vom Fahrspaß auf dem Wild One basierte. :)

Meins kommt glücklicherweise schon in einer Woche. Aber auf diesen Termin habe ich so sehnsüchtig gewartet, dass es im ganzen Internet kein Trike-Video oder Foto gibt, welches ich noch nicht gesehen hätte. :-)

Unknown hat gesagt…

Ja es ist eine tolle Fahrmaschine. Auch ich habe mich erst seit Mitte letzten Jahres näher mit dem Thema Liegerad beschäftigt und es passt ganz gut zu meinem Profil. Als ehemaliger Genuss-MTBler bin ich nicht unbedingt der Typ, der nach Geschwindigkeitsrekorden strebt. Ich erwarte aber schon, dass man mit einem Durchschnitt von 20km/h gemütlich einige Kilometer abradeln kann.
Dann freu dich mal auf dein Wild One (welche Konfiguration hast Du genommen); mein Neid ist mit Dir ;)