Lange Zeit war es ruhig in meinem Blog…ja ich lebe noch und
ja ich fahre auch weiter begeistert mit meinem W1. Jeder hat 24 Stunden pro Tag
zu Verfügung (weiß vielleicht jemand wie das mit den Stunden in der Nacht
aussieht) und so muss ich eben auch meine Zeiten verteilen. Beruf und Familie
nehmen hier einen nicht unbeachtlichen Teil, wobei ersterer leider in der
Rangliste ganz oben steht. Und so muss ich versuchen die restliche Zeit
sinnvoll (das mag jeder ganz anders beurteilen) zu nutzen und das heißt bei mir
nicht unbedingt vorm Rechner sitzen.
Lange Rede kurzer Sinn; in den letzten Wochen habe ich meine Abende mehr oder
weniger im Schalensitz meines W1 verbracht. Das Wetter war einfach nur toll und
in den Abend hinein zufahren hat etwas Erfrischendes. Die Hitze des Tages ist
verschwunden und es sind kaum noch Menschen auf den Wegen. Das nenne ich Seele
baumeln lassen und so kommen an einem Abend zwischen 30 bis maximal 60
Kilometer zusammen.
Was treibt mich dazu, gegen 20 Uhr nochmals aufs Rad zu steigen?
Hierfür gibt es mehrere Gründe:
der sportliche Aspekt:
Radfahren war schon immer einer meiner Lieblingssportarten. Ein Läufer bin ich
weiß Gott nicht und Schwimmen bietet mir nicht die Alternative. Und da man sich
da zwischendurch seines eigenen Körpers zuliebe mal bewegen sollte, ist
Fahrradfahren für mich die erste Wahl.
der seelische Ausgleich:
In meinem Beruf ist man mehr oder weniger ständig in „Hab-acht-Stellung“.
Ständig kreisen Gedanken um berufliche Themen. Auf Dauer leidet hier meine
Seele. Das Radfahren ermöglicht mir meinen Gedanken freien Lauf zu lassen um
Kraft für die Kreativität, die ich in meinem Beruf benötige, zu sammeln
Heimatkunde:
Manche mögen lachen, aber ich finde es schon wichtig die Gegend in der ich lebe
zu kennen. Wir sind vor 8 Jahren an den Niederrhein gezogen. Diese Landschaft
habe ich lieben gelernt. Felder, Wälder und zwischendurch immer mal wieder ein
See eingestreut. Das Gebiet zwischen Maas und Rhein bietet eine Menge
Abwechslung; Landschaftlich und Geschichtlich und das Liegetrike ist nahezu
perfekt geschaffen um am Niederrhein die Heimat zu “erfahren“.
das Licht:
Mein zweites, zur Zeit vernachlässigtes Hobby, ist die Fotografie. Und was
braucht der Fotograf zum Fotografieren?? Licht.
Dieses Licht am Abend ist atemberaubend, warm, goldfarben…und was weiß ich
sonst noch. Ein guter Freund fragte mich vor kurzem: Warum nimmst du die Kamera
nicht mit? Ich konnte ihm keine Antwort geben. Ich weiß aber, dass es einfach
schwierig sein wird, diese Impression auf einen Chip oder auf Film zu bannen.
Ich zitiere mal aus dem Song „Lila Wolken“
„ guck in diesen Himmel, wie aus Hollywood
Rot knallt in das Blau und vergoldet deine Stadt
und über uns ziehen lila Wolken in die Nacht“
Tja, mittlerweile stehen 2000 Kilometer auf der Uhr und das
in 3 ½ Monaten. Für mich ein sehr guter Schnitt.
Vielleicht ein guter Zeitpunkt um ein weiteres Fazit zu
ziehen.
Ob ein Liegefahrrad oder ein Liegetrike oder das W1 aus dem
Hause Steintrikes ein adäquates Fortbewegungsmittel ist oder nicht, muss jeder
für sich beantworten. Es gibt überall ein Für und Wider. Für mich ist es
jedenfalls die beste Lösung, um die oben genannten Punkte unter einen Hut zu
bringen.
Warum eine Liegetrike:
Zu Liegefahrrädern im Allgemeinen kann ich, bar jeder Erfahrung, wenig
erzählen. Das Liegetrike kombiniert für mich Grundlegende Anforderungen.
Erstens, kann ich längere Strecken nahezu schmerzfrei zurücklegen. Ich hatte am
Anfang erwartet, dass mein Backbone nach einigen Stunden im Sitz, sich mit ein
paar Zipperlein bemerkbar macht. Dem ist nicht so. Ich bin vom Sitzkomfort
wirklich begeistert. Die Hinterlüftung des Rückens ist zwar nicht so gut, aber
damit kann ich leben. Zweitens, ist die Perspektive die sich einem auf dem
Liegetrike bietet eine gänzlich andere. Ich beschreibe es mal als den „Panaromablick“
Man kann so richtig die Natur auf sich wirken lassen.
Der Aktionsradius hat sich doch vergrößert und ich fahre einfach mit mehr Spaß
(das ist dann das typische Grinsen der Liegetrikefahrer)
Der dritte Punkte ist das Fahrverhalten. Wer jemals Cart gefahren ist, weiß was
ich meine. Die Nähe zum Boden verstärkt das Gefühl der Geschwindigkeit; 30 km/h
fühlen sich irgendwie wie 40 an. Kurvenfahren macht extrem viel Laune, ich bin
mal gespannt, wann sich mein Hinterreifen verabschiedet und in Bergabpassagen
ist man sehr schnell in Geschwindigkeitsbereichen um die 50 bis 60km/h. Hier
kann man schon mal anfangen die Kollegen auf den Rennrädern zu jagen.
Weg vom Rasen; auch das Cruisen geht einfach nur wunderbar. Mit 20 bis 25km/h
über die Rad und Wirtschaftswege des Niederrheins zu rollen ist einfach eine
tolle Sache.
Auch wenn es von außen betrachtet nicht so erscheint, ich fühle mich auf dem
Liegerad sehr sicher. Auf den Ganzen 2000 Kilometern bin ich bis dato in keine
brenzlige Situation geraten, in der ich auch nur Ansatzweise die Kontrolle über
das Fahrzeug verloren hätte. Und somit komme ich zum zweiten Punkt:
Warum das Wild One:
Es gibt bereits einige Anbieter von Liegetrikes am Markt. Die angebotenen
Modelle sind für die verschiedenen Einsatzzwecke geeignet. Eine „eierlegende
Wollmilchsau“ gibt es nicht. Man muss für sich selbst den besten Kompromiss
eingehen. Das Wild One ist für mich der beste Kompromiss aus Robustheit,
Federungskomfort, Schnelligkeit und Sicherheit. Der Rahmen des W1 ist aus Stahl
gefertigt. Wenn man sich die Videos auf Youtube von Bike Revolution /
Steintrikes anschaut, weiß man auch warum. Thomas Seide prügelt seine Räder mit
einer Geschwindigkeit über Passagen, dass einem Hören und Sehen vergeht. Das
ist für mich persönlich kaum nachvollziehbar und auch nicht das Ziel. Aber es
beruhigt ungemein das man dem Gefährt unter dem Hintern einiges abverlangen
kann. Der Federungskomfort ist genial. Das Fahrwerk, mit seinem Bruttofederweg
von vorne 100mm und hinten 80mm, bügelt einiges Grobes weg. Braucht man so etwas???
Fahrt einfach mal mit einem Liegerad über die Radwege des Kreises Viersen und
das mit einer Geschwindigkeit um die 30 km/h. Mehr brauche ich dazu nicht zu
sagen. Schnelligkeit….das hängt in erster Linie vom „Motor“ ab. Aber wie effizient
wird die eingesetzte Kraft in Vortrieb umgewandelt. Ich habe derzeit keinen
direkten Vergleich. Nur so viel, nach 2000 Kilometern habe ich fast das gleiche
Geschwindigkeitsniveau wie mit dem Aufrechtrad. Das war mein Ziel. Sicherlich
kann man hier und da mit Feintuning noch einiges herauskitzeln aber das werde
ich mir nicht antun. Was ich aber sagen kann, ich bin nach einer Tour weniger „erledigt“
wie mit dem Aufrechtrad.
Sicherheit; ich werde immer wieder gefragt, ob das Rad nicht unsicher ist, ob
ich nicht übersehen werde.
Das Rad ist nicht unsicher. Ich würde mal behaupten es ist sicherer als ein
normales Fahrrad. Ich bremse wesentlich effektiver; 2 Scheibenbremsen und das
Verzögern über eine größere Auflagefläche (3 Reifen) bringen einen klaren
Vorteil. Bei heftigen Bremsmanövern ist die Gefahr eines Sturzes sehr gering
und sollte es mich wirklich aus dem Sitz hauen, dann halten sich auch hierbei die
Schäden in Grenzen. Das Fahrwerk ist genial. Man kann sich viel sicherer Im
Grenzbereich bewegen, da man immer einen sehr guten Kontakt zur Fahrbahn hat.
Die Lenkung vermittelt ebenfalls ein sehr gutes Gefühl. Das Kippverhalten von
3-Rädern in Kurven muss ich auch noch ansprechen. Ich habe während der ganzen
2000 Kilometer im normalen Fahrbetrieb in Kurven das kurveninnere Rad noch
nicht zum Abheben bekommen. Vielleicht bin ich zu lahm und vorsichtig.
Fazit:
Zurückblickend auf die letzten 2000 Kilometer bringt mir
immer noch das Grinsen ins Gesicht. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der
Schaltung und ein paar gelösten Schrauben, hat sich das W1 mittlerweile „eingerollt“.
Der defekte Kojak, wurde von Thomas Seide ersetzt, nachdem sich Schwalbe hier
stur gestellt hat und den Defekt auf den unsachgemäßen Gebrauch auf einem
Liegerad geschoben hat. Eventuell rüste ich vorne auf 20“ Räder um, um auf
mehrere Reifenanbieter zugreifen zu können. Auch ich habe mich eingerollt, das
Ziehen in den Kniekehlen ist verschwunden, nur wenn ich es mal ein wenig zu
toll treibe und den dicken Gang trete, zwackt manchmal das Knie. Jetzt bin ich
mal gespannt, wie ich im Rest des Jahres noch zum Einsatz komme. Mein Ziel 3000
Kilometer werde ich wohl packen und dann schauen wir mal was dann noch drauf
kommt.