Samstag, 12. Juli 2014

KM 4920 Burg Linn



In meinem letzten Blog hatte ich berichtet, dass ich mir eine Action Cam für mein W1 zugelegt habe. Ich war schon erstaunt welche Qualität diese kleinen Kästchen hinbekommen. 


Ich habe mich gegen den Platzhirschen GoPro entschieden und das war eine rein finanzielle Entscheidung, da ich nicht bereit war, fast das Doppelte für meinen Gebrauch auszugeben. Die Rollei Bullet 5S bekommt man mit einem sehr reichhaltigen Zubehörpaket. Darin enthalten sind das Schutzgehäuse, eine Fernbedienung und unzählige Halter. Da ich mich gegen die Bike Edition entschieden habe, war leider kein vernünftiger Halter für das Fahrrad dabei. Den habe ich mir separat bei Amazon für 4,95€ bestellt. Wenn er nicht vernünftig halten würde, wäre der Schaden überschaubar.


Wie wichtig die Montage einer Kamera ist, war mir schon im Vorhinein klar. Für den ersten Versuch hatte ich die Kamera an meinen selbstgebastelten Schutzblech und Lampen-Halter montiert. Die Perspektive ist zwar toll aber es rappelt doch ziemlich und bei solchen Vibrationen versagt dann auch der Bildstabilisator. Den Versuch habe ich ja bereits im vorherigen Blogeintrag gezeigt.


In der letzten Woche kam dann der Halter endlich an. Ich hatte nicht bemerkt, dass er aus Hong Kong angeliefert wurde, daher die lange Lieferzeit. Der Halter macht, trotz des günstigen Preises, einen stabilen Eindruck. Ich habe ihn mal gleich an den Unterlenker montiert, um einen Blick auf das Feder/Dämpfer-Element zu bekommen. Das Ergebnis hat mich wirklich überrascht. Obwohl die Vibrationen der Kamera sichtbar sind, sieht man in der Aufnahme fast nichts mehr davon. Da verrichtet der Bildstabilisator eine sehr gute Arbeit. Als zweite Montageposition habe ich mir den vorderen Lampenhalter von Topeak ausgesucht. Hier werden die Vibrationen schon wieder stärker wahrnehmbar und bei größeren Unebenheiten kann der Halter leider die Position nicht halten. Das ist aber nicht weiter schlimm. Ich werde einfach bei der nächsten Ausfahrt das Stirnband benutzen.

Rollei Bullet 5S

Nach dem Filmaufnehmen fängt die eigentliche Arbeit erst an….das Schneiden. Ich habe da irgendwie immer gehasst. Es ist verdammt zeitaufwendig und nicht zu vergleichen mit der Bildbearbeitung beim Fotografieren. Aber es gibt zum Glück gute Filmbearbeitungsprogramme am Markt. Und eines ist sogar kostenfrei bei Windows 7 mit dabei…Windows Live Movie Maker. Es ist ein einfaches Paket, aber für die grundlegenden Dinge reicht das allemal. Ich werde noch viel üben müssen, aber der zweite Film ist gar nicht so schlecht gelungen. Dafür sind 3 Stunden Bearbeitungszeit drauf gegangen…der Workflow stimmt eben noch nicht so richtig. Aber daran werde ich arbeiten. Hier ist das Ergebnis.





Trike bin ich natürlich auch wieder gefahren. Ziel war die Burg Linn und Helen hat mich wieder begleitet. Den Parallelblog aus Sicht einer britischen Lady findet ihr unter http://www.auntiehelen.co.uk/six-wheels-in-germany/


Die Burg Linn hatte ich letztes Jahr zweimal auf dem Programm. Es ist ein lohnenswertes Ziel und kann nur jedem empfehlen bei einem Besuch am Niederrhein auch nach Krefeld-Linn zu fahren. Wenn man, wie wir mit dem Fahrrad, aus Westen kommend in Richtung Krefeld-Linn fährt, dann ist die eigentliche Herausforderung einen geeigneten Weg zu finden. Das war mein dritter Versuch und der Hinweg klappt eigentlich sehr gut. Man muss nur zusehen, dass man irgendwie zwischen Krefeld und Meerbusch hindurch kommt. Ich kenne jetzt 3 Varianten, die sich allerdings nur minimal unterscheiden, allzu viele Variationen gibt es nicht. Für den Rückweg nimmt man entweder den gleichen Weg zurück (total langweilig) oder man schlägt sich durch Krefeld. Das erste Mal, war es eine volle Katastrophe. Wenn ich den Stadtplaner in meiner Nähe gehabt hätte, dann...(zensiert durch den Autor). Beim zweiten Mal habe ich mich in Oppum dermaßen verfranzt, dass ich aus lauter Verzweiflung die Radnavigation komoot angeworfen habe. Und siehe da, es gibt einen einigermaßen fahrbaren Weg direkt durch Krefeld. Aber nun zur Tour.

Helen kam mit ihrem Trike im Kofferraum nach Viersen. Es ist immer wieder erstaunlich wie schnell sich das ICE Sprint zu einem kleinen Paket zusammenfalten lässt und dann in einem Kleinwagen verschwindet. 

Nach ein paar Anlaufschwierigkeiten konnten wir die Tour starten. Es ging in Richtung Osten. Das Wetter war sehr schwül und für den Abend gab es auch eine Unwetterwarnung. Aber wenn man gemütlich mit dem Fahrrad durch die Gegend rollt, dann kühlt etwas der Fahrtwind. Wir überqueren die Niers und weiter geht es auf guten asphaltierten Wegen und Straßen nach Anrath-Vennheide. Kurz hinter Vennheide biegen wir nach Anrath ab, lassen aber Anrath links liegen, ich glaube sehr zum Leidwesen meiner Begleiterin, da es in Anrath einen Bäcker mit leckerem Kuchen gibt…aber nichts da…ich will Rad fahren und nach 5 Kilometern halte ich noch nicht an. Hinter Anrath geht es ein gutes Stück durch die Sitter Heider. Weit ab von irgendwelchen Straßen, hat man hier einfach nur Ruhe. Ich genieße solche Passagen. Irgendwann müssen wir dann in Richtung Krefeld-Forstwald abbiegen. Hier geht der Radweg an einer Landstraße entlang und ist entsprechen schmal, so dass wir hintereinander fahren müssen. Von der Straße bekommt man eigentlich wenig mit. Man sitzt tief und das hohe Gras schottet den Verkehr ab. Für die Autofahrer muss es allerdings ein etwas groteskes Bild abgeben…zwei Flaggen, die scheinbar völlig anhaltslos durch die Gegend schweben.


Ein paar Kilometer fahren wir an einem Landcafe vorbei…ich überhöre das wimmernde Klagen meiner Begleiterin. Wir verlassen die Landstraße und radeln entlang der Autobahn A44 gen Osten. Willich liegt zur Rechten und wir verlassen bald den Kreis Viersen. Kurz vorher zwingt mich Helen aber doch noch zu einem Stopp…nein es war keine Bäckerei…es war eine Kirche und die musste natürlich fotografisch festgehalten werden. Für so etwas stoppe ich natürlich immer gerne. Ohne Kuchen geht’s weiter an den Hoxhöfen vorbei. Hier müssen wir wieder auf die andere Seite der A44 und kratzen haarscharf an Krefeld-Fischeln vorbei. Zwischen Fischeln und Bössinghoven kommt uns ein freirollendes rotes Velomobil entgegen. Die sieht man wirklich nicht so häufig und wir grüßen uns freundlich. Wir sind nicht mehr weit von unserem Ziel entfernt. Von Bössinghoven fährt man entlang der A57 nach Krefeld-Oppum aber kurz vor Oppum biegt man rechts ab, fährt über die Autobahn und schon sieht man in der Nähe den Burgfried.

Park an der Burg Linn

Burg Linn zur blauen Stunde

Kaum fahren wir auf das parkähnliche Gelände, kommt mir mein ehemaliger Kollege Frank entgegen. Wir hatten irgendwie vor fast 20 Jahren zusammen gearbeitet. Ich wusste wohl, dass er in der Gegend wohnte, dass ich ihn allerdings hier treffen würde ist schon ein Zufall…die Welt ist eben doch ein Dorf. Wir Kreisen um die Burg und kommen quasi durch den Hintereingang rein. Es ist immer wieder toll hier zu sein. Die Anlage ist perfekt restauriert. Auf dem Vorplatz machen wir eine kurze Pause. Die obligatorischen Fotos müssen sein. Helen fragt mich über den Ursprung der Burg aus…leider kann ich hierzu kaum erschöpfende Antworten geben. Das nächste Mal muss ich mich besser präparieren.

2 Trike in Linn

2 Trike in Linn



Leider gibt es auch hier nichts zu essen und wir ziehen unverrichteter Dinge weiter. Und hier fängt der spannende Teil (jedenfalls was die Navigation angeht) der Tour an. Manchmal sind die Angaben von komoot nicht so ganz präzise, hinzu kommen dann noch die GPS Ungenauigkeiten und ehe man sich versieht hat man sich verfahren. Wir haben es aber immer rechtzeitig mitbekommen und so hielten sich die Umwege in Grenzen. Die Krefelder Stadtplaner haben uns noch zwei Barrieren in den Weg gestellt, die uns aber nicht wirklich aufhalten konnten. Meine Bitte an die Verkehrsplaner…ja ich verstehe den Sinn und Zweck von Drängelgittern, aber wenn ihr nicht unbedingt an Liegetrikes denkt, dann denkt vielleicht mal an Fahrräder mit Kinderanhängern oder Rollstuhlfahrer. Die haben bei einigen Konstruktionen gar keine Chance und können, wenn es ganz blöd kommt, sich darin verkeilen. Es geht auch anders.


Wir rollen jetzt durch eine der schönsten Wohngegenden Krefelds. Hier sieht man wie reich die Stadt und wohlhabend die Bürger einst waren. Schmucke Gärten und ältere Villen einfach nur schön. Wir kommen dem Zentrum immer näher und wir fahren entlang von Fahrradstraßen mehr oder weniger unbehelligt durch Krefeld. Nur das ständige anhalten an Stoppschildern und Ampeln ist etwas kräftezehrend. Aber schneller als man es sich versieht ist man schon wieder aus Krefeld raus. Über den Radweg von Krefeld nach Tönisvorst will ich eigentlich keine Bemerkung abgeben, nur so viel…ich bin sooooo froh vollgefedert unterwegs zu sein.


Im Westen bauen sich bedrohliche Wolkentürme auf. Das sieht nach einem heftigen Gewitter aus. Da ich keine Lust habe in ein Gewitter zu kommen und meine Tochter alleine zu Hause ist, lege ich ein paar Schippen Kohle auf. Immer den Rückspiegel im Blick, damit ich Helen nicht verliere. Ich habe sie heute schon genug gequält, so ganz ohne Kuchen. In Tönisvorst biegen wir auf den bekannten Bahnradweg in Richtung Süchteln. Eigentlich ist die Streckenführung total langweilig, weil kerzengerade, aber ich liebe diese Strecke einfach, weil sie rechts und links einiges an Abwechslung zu bieten hat. Das Rad rollt gut und schneller als gedacht sind wir auf Viersener Stadtgebiet. Nur noch ein paar Ecken und wir sind am Ziel. Schön, dass wir vor dem Gewitter nach Hause gekommen sind.


Es war mal wieder eine schöne Tour, mit knapp 55 Kilometern. Die Zeit verging wie im Fluge und danke an Helen für die mitgebrachte Geduld. Sie erträgt mein stetes nach vorne treten, tapfer und hocherhobenen Hauptes; eine echte britische Lady. Von nun an nicht mehr Auntie Helen, sondern Lady Helen. Das nächste Mal gibt es Kuchen….versprochen!




Tourdaten:
Zeit gesamt: 2h 50min

Länge: 54,7 km

Durchschnittsgeschwindigkeit: 19,3 km/h
Temperatur:
24°C

Sonntag, 6. Juli 2014

KM 4840 Der Gejagte



Ein ziemlich reißerischer Titel aber es trifft so ziemlich genau die derzeitige Situation. Aber immer schön der Reihe nach.

Nach meinem letzten Blogeintrag hatte ich einige  Gelegenheit mit dem W1 den Niederrhein unsicher zu machen, meist habe ich mich abends nach dem Essen auf mein Trike gesetzt und bin noch zwei bis drei Stunden durch die Gegend gerollt. So habe ich mein gewünschtes Ziel doch noch erreicht. Aktuell stehen 2134 Kilometer auf der Uhr und wenn man bedenkt, dass dies einer Dauer von über 122 Stunden entspricht, kann ich meiner Familie und der besten Ehefrau von Allen (Originalzitat von Ephraim Kishon) einfach nur für die Geduld danken….ich sehe das nicht als selbstverständlich an.

Seit einiger Zeit dokumentiere ich meine Ausfahrten mit der Iphone App Runtastic Road Bike Pro. Bereits vor Jahren hatte ich die App run.gps auf meinem Windows 6.5 Mobiltelefon. Das war damals die einzige, für mich nutzbare, App auf dem Smartphone. Die App blieb mir auch ein treuer Begleiter nach dem Umstieg auf Android. Allerdings fand ich die Ungenauigkeiten, speziell bei der Geschwindigkeitsmessung, nicht so prickelend. Und da meine ich nicht ein paar Kilometer pro Stunde mehr oder weniger, sondern richtige Ausreiser...beispielsweise 659,7km/h. Also habe ich mich mal mit ein paar Neuerungen auseinander gesetzt. Gelandet bin ich letztendlich bei Runtastic, wobei ich einen Pulsgurt und einen Geschwindigkeit/Trittfrequenzsensor über Smart Bluetooth verbunden habe. Somit habe ich die wichtigen Daten zusammen und bekomme nebenbei noch eine etwas nachvollziehbarere Geschwindigkeitserfassung. Das Ganze funktioniert ganz gut. Das IPhone habe mit einem Halter von Quadlock auf dem Ausleger montiert. Der Halter fixiert das Telefon sehr gut, ich muss allerdings den Halter auf dem Rohr noch etwas besser fixieren. Bei starken Erschütterungen verschiebt sich das Ganze. Ein großer Nachteil der Mobiltelefonlösung ist sicherlich der Energieverbrauch. Bei eingeschaltetem Bildschirm macht der Akku nach 2 Stunden schlapp. Wenn man immer nur zwischendrin die Werte abcheckt sind sicherlich 4 bis 5 Stunden machbar. Ich habe dafür zwei Lösungsansätze. Erstens kann man sich in zyklischen Abständen die wichtigsten Werte ins Ohr flüstern lassen. So hat man Geschwindigkeit und Puls einigermaßen unter Kontrolle. Lässt man den Bildschirm laufen, geht nichts an einer externen Powerunit vorbei. Ich habe mir eine 15.000mAh Unit geleistet. Hiermit ist man für alle Eventualitäten gut gerüstet. Das Ladekabel passt von der Länge wunderbar, sodass ich die Powerunit in die Packtasche stecken kann.

Ich habe mir auch angewöhnt meine Routen im Voraus zu planen. Das fahren „pi-mal-Schnauze“ ist zwar eine tolle Sache, aber ich muss einfach sagen, dass wenn man die kurze Zeit optimal nutzen möchte, an der Planung kein Weg vorbei geht. Oftmals war ich abends unterwegs und habe  einfach zu früh den Rückweg angetreten. Da war dann doch immer noch Luft um ein paar Kilometer mehr zu fahren. Jetzt habe ich ca. 10 Routen mit verschiedenen Distanzen in meinem Portfolio. Die lassen sich natürlich beliebig variieren und ich habe einfach einen wesentlich besseren Überblick. Die Planung führe ich übrigens mit der Software komoot durch. Diese App habe ich auch auf meinem Mobiltelefon laufen und sie kann auch parallel zur Runtastic App laufen. Somit habe ich auch noch ein quasi-vollständiges Navigationssystem mit an Bord. Und selbst wenn es mal in das nachbarliche Ausland geht, hat man Offline-Karten zur Navigation zur Verfügung.


Ein weitere Neuerung habe ich mittlerweile ebenfalls am W1…eine Action Cam. Ich hatte immer wieder mal den Gedanken mir so etwas zuzulegen, um ein paar nette Filmchen zu drehen. Aber die Nachbearbeitung der Videos hat mich immer wieder abgeschreckt. Aber in den letzten Wochen  hatte ich dann zweimal die Erfahrung machen müssen, dass es vielleicht gar nicht so schlecht ist einige Situationen zu dokumentieren. Die erste Begegnung hatte ich vor circa 5 Wochen. Bis dato bin ich mit den Mitverkehrsteilnehmer wenig in Kontakt gekommen. Vielleicht mal ein Hupen oder eine Dusche mit Scheibenwaschwasser. Aber was mir damals passierte bekam eine völlig neue Qualität.
Ich war auf meiner 50 Kilometer Runde Rund um Kempen. Auf einem Wirtschaftsweg bog, von einer Landstraße kommend, ein PKW (älteres Baujahr, mit einer vor sich hinsterbenden Zylinderkopfdichtung) vor mir ein. Ich musste anhalten, weil er vor mit mitten auf dem Weg anhielt. Er öffnete die Fahrertür und lies seinen kleinen, süßen Hund nach draußen. Die Tür schloss sich wieder und das Auto setzte sich mit ca. 5 Kilometer pro Stunde und schleifender Kupplung in Bewegung. Ich hatte keine Chance an ihm vorbei zu kommen und so war ich gezwungen in einem gewissen Abstand hinter ihm her zurollen. Mit einem Trike habe ich damit eigentlich keine Probleme, weil man eben nicht umfallen kann, aber die Dosis an unverbranntem Benzin, verdampftem Kühlwasser und Motoröl im Phasenübergang zwischen flüssig und gasförmig, machte mir ordentlich zu schaffen. Damit ich das Ganze nicht alleine ertragen musste, gesellte sich der kleine, süße Hund zu mir und bellte mich freudig an (ich kenne mich bei Hunden nicht aus aber ich gehe grundsätzlich von einem positiven Ansinnen aus). Nach einigen hundert Metern Inhalation des gesundheitlich Bedenklichen Aerosols habe ich mich klingelnd an diesem Stinkmops vorbeigemogelt. Es gab einen kurzen Wortwechsel. Ich habe nichts verstanden, wurde allerdings eine Minute später über den möglichen Inhalt der Worte sehr unsanft aufgeklärt. Nachdem ich das Auto überholt hatte, schenkte ich diesem keine weitere Beachtung mehr. Nach ein paar Metern warf ich aber wieder routinemäßig einen Blick in meinem Rückspiegel und da war er wieder hinter mir…der freundliche Hundehalter. Ich hatte keine Lust auf irgendwelche Konfrontationen und so versuchte ich mich so dünn wie möglich zu machen. Das heißt bei mir, dass ich mit einem Vorderrad und meist noch dem Hinterrad auf dem Randstreifen fahre. Das ist zwar nicht angenehm, aber das Rad kann das ab. Nachdem das Auto auf meiner Höhe war, zog er urplötzlich nach rechts in meine Richtung. Mir blieb nichts anderes übrig als geistesgegenwertig bremsend nach rechts auf den Acker auszuweichen. Ehe ich mich versah rauschte ich über einen kleinen Absatz in ein Gerstenfeld und kam ohne Blessuren zum Stehen….ich war völlig verdattert. Hier hatte eben jemand wirklich versucht mich platt zu machen…unglaublich…ich zitterte am ganzen Körper. Ich versuchte natürlich noch den Burschen auszumachen aber der war bereits über alle Berge. Nachdenklich machte ich mich auf den Heimweg. Ich hätte nie gedacht, dass man das Auto gegen einen schutzlosen Verkehrsteilnehmer als Waffe einsetzen würde. 

Keine zwei Wochen später hatte ich das nächste Erlebnis, das mich dazu bewog meine Fahrten mit einer Kamera zu dokumentieren. Ich war auf der gleichen Strecke unterwegs, allerdings ein paar Kilometer in Richtung Heimat. Ich muss vielleicht noch erwähnen, dass ich mich meist auf, für den öffentlich Verkehr, gesperrten Wegen bewege. Die gibt es hier zu Hauf und werden von den hiesigen Landwirten benutzt. Diese Wege sind auch ausgewiesene Radrouten aus NRW, Deutschland oder Europa. Also, Radfahren ist hier ausdrücklich erlaubt. Die letzten Kilometer bis nach Hause lasse ich es manchmal ein wenig etwas schneller angehen und so rolle ich dann auch mal mit um die 30 über die Wege. Es war bereits 21:30 und der Fahrtwind pfiff in meinen Ohren. Ich weiß nicht, wie lange der BMW schon hinter mir her fuhr. Es konnte allerdings nicht allzu lange sein, da ich ein paar Sekunden vorher den Weg gewechselt hatte. Just in dem Moment als ich ihn entdeckte, kam er mir schon bedenklich nahe und hupte mich regelrecht von der Straße (wohlgemerkt ich fuhr 30 bei erlaubten 30). Trotzdem machte ich Platz, soweit und sobald es mir ungefährlich möglich war. Neben mir fahrend hupte er mich nochmals an. Um dann kurz vor meinem Tretlager wieder einzuscheren. Irgendwie hatte ich einen Riecher, dass es zu einer Konfrontation kommen könnte. Und prompt musste ich feststellen, dass ich nicht Unrecht hatte. Er bremste kurz an, um eine zehntel Sekunde später eine respektable Vollbremsung hinzulegen. Dank der Avid BB7 Scheibenbremsen habe ich einen verdammt kurzen Bremsweg. Das Hinterrad kam kurz hoch, aber ich blieb trotzdem ohne Probleme zum Stehen. Was allerdings dann geschah verschlug mir doch die Sprache. Der Fahrer riss die Tür auf, stürmte aus seinem Auto und machte mich, entschuldigt die harte Ausdrucksweise, zur Sau. Der Reihe nach warf er mir folgende Anschuldigungen an den Kopf:

-          Ich hätte ihn genötigt
-          Ich würde ihn absichtlich behindern
-          Ich dürfte auf diesem Weg nicht fahren, da ich kein Landwirt bin
-          Ich hätte hier generell nichts verloren

Ihr könnt diese Sätze noch beliebig mit Schimpfworten, Kraftausdrücken und Beleidigungen ausschmücken. Das dürfte auch dann ziemlich dem Originalzitaten gleichkommen. Nachdem ich das Ganze über mich ergehen haben lasse, habe ich mich erdreistet zu fragen, wer hier wen wohl genötigt hat. Außerdem wies ich ihn darauf hin, dass ich mich hier auf einem Radwanderweg befinde, wie man unschwer an den Hinweisschildern erkennen kann, wenn man denn auch mal hinschaut. Meiner Aufforderung sich schleunigst in sein Auto zu setzen und weiter zu fahren, parierte er mit dem Satz: „Wenn ich Dich hier noch mal sehe, mach ich Dich platt!“ Eine offen ausgesprochene Morddrohung…das hatte ich auch noch nicht. Trotzdem kam er meiner Empfehlung nach, setzte sich in seinen 320d und rauschte von dannen. Da saß ich nun völlig verdattert auf meinem Trike…heftig. Das KFZ-Kennzeichen hatte ich mir diesmal gemerkt. Sollte dieser unfreundliche Mensch zufällig diesen Blog lesen (was ich nicht glaube), dann gebe ich ihm den Rat, dass er zukünftig etwas vorsichtiger sein sollte, sein Kennzeichen ist mir bekannt. Beim nächsten Zwischenfall ist eine Anzeige fällig. 

Diese zwei Vorfälle haben mich dazu bewogen, eine Kamera am Fahrrad zu montieren. In langen Jahren auf dem Fahrrad sind mir selten solche Dinge passiert. Es geht mir hier auch nicht, jeden Verkehrsteilnehmer ob seiner Fehler zu reglementieren (ich mache selbst genug Fehler) aber offensichtliche Angriffe auf mein Leib und Leben gehen mir doch etwas zu weit. Hier möchte ich zukünftig besser gewappnet sein. Das hat zwar etwas mit Paranoia zu tun, aber mir ist mein Leben wichtig.  

Ich habe mir nun die Action Cam Rollei Bullet 5S besorgt und bin gerade dabei etwas damit herum zu experimentieren. Auf den ersten Fahrten wurde mir eines klar….es geht nichts über eine vernünftige Halterung und Erschütterungen sind auch nur bis zu einem gewissen Maße kompensierbar. Ich habe die Kamera zuerst auf dem Halter, an dem das Schutzblech und das Rücklicht befestigt sind, angebracht. Die Vibrationen sind allerdings zu heftig und so habe ich mir einen alternativen Halter besorgt. Hier ist das erste Video, allerdings noch am hinteren Mast befestigt. Das ist noch nicht optimal. Die Videoqualität ist einigermaßen in Ordnung; ich glaube das man für 180€ keine Wunder erwarten kann. Die Rollei kommt in einem ordentlichen Gesamtpaket mit einigen unterschiedlichen Haltern, Schutzgehäuse und einer Fernbedienung (tolle Sache). Von den Maßen ist sie der GoPro sehr ähnlich. Hier ist ein kleines Beispielvideo, welches ich vor kurzem aufgenommen habe.



In den letzten Wochen habe ich ein paar Runden mit Helen alias Auntie Helen gedreht. Ich hatte in der Vergangenheit immer Probleme Jemanden mit einem ähnlichen „Geschwindigkeitsprofil“ beziehungsweise Leistungsniveau zu finden. Meist waren sie zu schnell, wenige Male zu langsam und so bin ich über die letzten Jahre meist alleine durch die Landschaft geradelt. Helen allerdings radelt in der gleichen Liga (allerdings nicht was die Entfernungen an geht, da ist sie mir haushoch überlegen, mit einer mehr als doppelten Laufleistung pro Jahr). Aber es klappt sehr gut und ganz nebenbei kann ich meine Englischkenntnisse verbessern und bei Routen von um die 40 bis 50 Kilometern wird es einem, bei einer solch netten Begleitung, niemals langweilig. Wir werden sicherlich noch einige Kilometer gemeinsam radeln. 

Letzten Donnerstag habe ich mich mit Helen zu einer kleinen Tour verabredet. Wir sind von Viersen aus losgefahren und auf dem Plan standen mindestens 4 Überquerungen der Süchtelner Höhen bzw. Hinsbecker Schweiz. Nach drei Kilometern stand die erste Bergwertung an. Die Süchtelner Höhen in Richtung Kletterwald. 

Auf den Süchtelner Höhen
Die Steigungen hier sind wirklich nicht heftig und lang aber trotzdem bekommt man den Puls schon in die oberen Regionen. Irgendwie habe ich dann doch einen Abzweig verpasst (peinlich) und so schlugen wir uns auf nicht optimalen Wegen in Richtung Sportplatz Süchtelner Höhen. Wo es hoch geht, da geht es sicherlich auch wieder runter. Die Straße nach Bistard bietet eine gute Gelegenheit das Rad einfach mal rollen zu lassen (siehe Video oben). Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das ICE Sprint von Helen ein wenig besser rollt. Das kann mehrere Ursachen haben; ich habe meine SRAM Dual Drive in Verdacht, es könnte aber auch eine kleines Problem in der Einstellung der Spur sein. Da muss ich nochmal nachschauen. Von Bistard aus, geht es am Fuß des Höhenzugs in Richtung Hinsbeck. Da man sich hier ein paar Meter über der Ebene befindet hat man einen wunderbaren Ausblick nach Lobberich. Hier kreuzten wir den Bahnradweg Kempen-Kaldenkirchen um dann 2 Kilometer weiter in die zweite Bergwertung zur Windmühle Hinsbeck hineinzufahren. Diese Windmühle ist wunderschön restauriert und ein echter Hingucker. 

Stammesmühle Hinsbeck

Es geht weiter in Richtung Norden. Auf diesem Weg kommt uns ein Rudel älterer Aufrechtfahrer entgegen und mittendrin ein grauer Scorpion….nein kein Insekt, sondern ein netter Liegetriker. Nach einem kurzen Plausch fahren wir weiter. In letzter Zeit scheint die Liegefahrraddichte am Niederrhein zuzunehmen. Im ganzen letzten Jahr hatte ich gesamt 2 Sichtungen. Dieses Jahr waren es mindestens schon sechs. Auf der Abfahrt kann man es wieder rollen lassen und Helen zieht auch dieses Mal wieder an mir vorbei. In der Auswertung später sieht man, dass es ungefähr eine Differenz von 2 km/h ist. In Voursenbeck haben wir eine kurze Pause im Biergarten „Waldesruh“ eingelegt. Ein beschauliches Plätzen, wo man es sich gut gehen lassen kann. Ich hatte ein Radler…Helen, ganz Britin, eine Tasse mit heißem Wasser, zum Baden des mitgebrachten TeebeutelJ, natürlich mit Milch…very british. Nach einer guten halben Stunde haben wir uns auf den Weg zur dritten Bergwertung gemacht….der Aussichtsturm auf dem Taubenberg. Der Weg dorthin ist etwas Off-Road aber ich wollte Helen den atemberaubenden Ausblick über die Niederrheinische Tiefebene nicht vorenthalten. Aber vor dem Genuss hat der liebe Gott die Arbeit gesetzt und diesmal gepaart mit einer weiteren Gemeinheit. Der Anstieg ist wirklich nicht gewaltig aber trotzdem hat mein Hinterrad ein paar Mal die Traktion verloren. Das war aber mehr dem mäßigen Untergrund als der Steilheit geschuldet. Das größte Problem waren vielmehr die Stechmücken. Zwei Warmblüter auf einem mühsamen Aufstieg vor sich hin dampfend…ein lohnendes und nahezu wehrloses Opfer. Selbst Helen, insektenspraybewährt, wurde kaum verschont. Und so haben wir uns in einer Mischung aus Radfahren und Schuhplatteln den Taubenberg hochgewuchtet. Oben angekommen gab es auch keine Probleme mehr mit den Plagegeistern….typische Niederrheinmücken, bei 60m über NN müssen sie ihre Waffen strecken. Den Turm haben wir dann natürlich auch noch erklettert. Die Luft war einigermaßen klar und so konnten wir einige Landmarken im Ruhrgebiet, Rheinland und den Niederlanden ausfindig machen. Jetzt mussten wir aber wieder zurück durch die Stechmücken-Reihen. Jetzt hatte ich mal die Chance einen echten Thomas-Seide-Gedächtnis-Ritt hinzulegen….Augen zu und durch, Lenker festhalten und Rollen lassen. Ich muss sagen, viel mitbekommen habe ich wenig, nur ein paar Mal muss ich wohl die Bodenhaftung verlassen haben. Die spätere Auswertung ergab circa 45km/h max. Ohne W1 Fahrwerk hätte es mich irgendwo in die Büsche katapultiert. Der Vorteil der Aktion….ich war schneller als die Mosquitos. Wieder unten angekommen habe ich mal den Zustand einiger Verbindungselemente geprüft. Der Halter der Kamera hatte sich beispielsweise völlig verstellt. Ein paar Speichen am Hinterrad habe ich vorsorglich noch etwas nachgezogen…..aber wo war Helen????? Ich hatte sie verloren. Schon klingelte das IPhone, aber die Verbindung war so miserabel, dass ich nicht verstehen konnte wo sie war. Mensch…ich bin ein wahrer Gentleman. Mir blieb nichts anderes übrig; ich musste den Taubenberg nochmal hochkurbeln…die Mosquitos haben mich wieder freudig begrüßt. Oben angekommen rollte mit Helen aus der anderen Richtung entgegen. Sie war an einem Abzweig falsch abgebogen. Ich wollte sie den Downhill nicht runterfahren lassen und so entschieden wir uns in Richtung Hinsbeck auf einer asphaltierten Straße abzufahren.
Von Hinsbeck ging es entlang einer Landstraße in Richtung Leuth. 

Leuther Mühle

Hier geht es ganz leicht bergab und man kommt auf eine ordentliche  Geschwindigkeit. Weiter vorbei am De-Witt-See durch Leuth bis wir wieder auf den Bahnradweg stießen. Wir entschieden uns für die größere Runde und bogen auf dem Radweg in Richtung Kaldenkirchen ab. Kurz vor Kaldenkirchen geht es wieder zurück nach Süden. Hier in der Nähe soll es ein kleines Café mit leckerer Kuchenauswahl geben (Tipp von Helen). Auf einem Wirtschaftsweg geht’s weiter nach Breyll. Die Sonne stand schon tief und tauchte die Landschaft in ein wunderbares Licht…warum kann ich nicht Rad fahren und fotografieren??? 

Sonnenuntergang am Niederrhein
 
Ich packe das einfach nicht. Die Route führt uns mitten durch Breyll, ein beschauliches Städtchen am Niederrhein. Aber weiter geht es in Richtung Lobberich. Uns führt der Weg am malerischen Nettebruch. Er gehört zu einer Kette von Seen die von der Nette durchflossen werden. Jetzt am Abend liegt der kleine See wie eine Spiegelfläche vor uns. Eine schon fast unnatürlich wirkende Szenerie. Lobberich lassen wir aber links liegen und bewegen uns entlang Dyk und Kölsumer Weg in Richtung der 4. Beziehungsweise 5. Bergwertung des heutigen Tages…die Süchtelner Höhen mussten wieder erklommen werden. Aber auch diese Barriere stellt keine wirkliche Herausforderung dar, da der Anstieg mit circa 1000m und einer Steigung von 9% überschaubar ist. Die Abfahrt hinunter nach Süchteln ist kurz und knackig und jetzt sind es nur noch 3 Kilometer bis nach Hause.
Am Ende standen knapp 49km auf der Uhr und 320 Höhenmeter. Es war mal wieder eine tolle Tour und wenn man sie zu zweit abfahren kann macht es doppelt Spaß. Vielen Dank an Helen für die nette Begleitung und nochmals Entschuldigung, dass ich dich zweimal verloren habe. 



Tourdaten:
Zeit gesamt: 3h 17min Fahrtzeit
Länge:
49,3 km
Temperatur:
24°C