Mein erster Ritt mit dem Steintrikes Wild One
Nach diversen Probefahrten mit
3-rädrigen Gefährten stand für mich eigentlich nur noch das Wild One, aus der
Schmiede von Bike Revolution, aus.
Das Nomad und Mungo konnte ich ja
bereits vor einigen Wochen testen. Auch wenn die Testbedingungen nicht gerade
die Besten waren (Regen…Regen…und nochmals Regen), so konnte ich mir einen ersten
Eindruck über die Performance der Liegetrikes machen. Grenzbereiche habe ich wie Gott nicht austesten können, aber das
war auch nicht der Sinn und Zweck dieser Testfahrt. Viel wichtiger war für mich, ob ein
Liegetrike für mich überhaupt als ein geeignetes Fortbewegungsmittel in Frage
kommen kann. Sicherlich sind 20 Minuten kaum ausreichend ein abschließendes
Urteil zu bilden, aber das erste Gefühl ist ja auch nicht außer Acht zu lassen
und ich muss einfach sagen, es ist ein tolles Gefühl, Go-Cart-artig über die Straßen
zu räubern. Mir macht’s Spaß und das ist die Hauptsache.
Der Test - hält das Wetter
Vor ein paar Tagen hatte ich ein
längeres Telefonat mit Thomas Seide von Bike Revolution (nochmals Danke für die
tolle Beratung). Seiner Aussage zur Folge muss das Wild One, eine nochmals
enorme Steigerung in Sachen Agilität und Straßenlage im Vergleich zum Mungo
darstellen…naja…schauen wir mal, wie sich solche Aussagen mit der Realität
messen können.
Den versprochenen Liefertermin
für das Testrad hat er jedenfalls schon mal eingehalten und so konnte ich in
Heinsberg noch dieses Jahr eine Testfahrt vereinbaren; ein vorläufiges Weihnachtsgeschenk,
denn am 23. sollte es soweit sein.
Tja und heute durfte ich das Wild
One das erste Mal Probe fahren. Das Wetter war diesmal auch besser….wenn auch
nicht wesentlich. Sprühregen…Wind…Schlamm…Wasserpfützen; alles was das
Mountainbiker-Herz begehrt und natürlich ohne Schutzbleche; was braucht man
mehr.
First sight - first love
Ja und da stand es in Grünmetallic. Vorne auf 20" und hinten auf 26" Rädern; ein wahrer Dragster. Der Auftritt war schon mal beeindruckend. Jörg hat noch schnell die notwendigen Anpassungen vorgenommen und schon ging es
los in das trübe und nasse Dezemberwetter, allerdings mit einer ordentlichen
Portion Vorfreude. Die ersten Meter zeigen, das Wild One zeigt die gleiche
Agilität und Direktheit des Mungos und das bei einer anderen Ausstattung (vorne
18“ und hinten 26“ Räder anstatt 20“ rundherum). Trotz der Vollfederung hat man
immer das gute Gefühl mit der Fahrbahn in Kontakt zu stehen. Das ist ein
wichtiger Punkt für mich. Einige Dämpfungssysteme kapseln regelrecht das Gefühl
zum Fahrbahnuntergrund ab und zeigen dabei ein recht schwammiges Fahrverhalten.
Das erste Mal auf der Straße
Der erste Eindruck passt. So
jetzt lege ich mal einen kleinen Zwischenspurt ein, auch hier ist die Maschine
sofort da. Die eingesetzte Kraft der Beine wird optimal in Vortrieb umgesetzt. Man
tritt nicht ins „Gummi“ oder „Öl“, so wie man das gelegentlich bei vollgedämpften
Rädern bemerken kann; wirklich beeindruckend. Beim Krafteinsatz muss man
trotzdem ein wenig aufpassen nicht zu sehr am Lenker zu ziehen, da das Wild One
sehr schnell auf diese Bewegungen reagiert. Das ist aber wahrscheinlich meiner
Unerfahrenheit mit Liegefahrrädern zu schulden; ich muss lernen im Oberkörper
locker zu bleiben.
Als nächstes teste ich jetzt mal
die „sagenumwobene“ Dämpfungsqualität der Steintrikes. Eine ca. 5cm Kante nehme
mich als Testobjekt ins Visier. Mein Inneres wehrt sich noch und alle Sinne,
Sensoren und Muskeln erwarten einen harten Schlag, der mir die Lenkung aus der
Hand schlägt…Augen zu und durch…das rechte Vorderrad nährt sich der Barriere
und dann macht es einfach plopp…plopp mehr nicht…das war‘s…eine kleine
Erschütterung, mehr nicht…unglaublich. Selbst auf meinem Fully MTB hätte ich
wesentlich mehr Rückmeldung ob dieser Materialquälerei erhalten. Noch immer
völlig verwundert, unternehme ich noch ein paar Versuche das Wild One irgendwie
aus der Ruhe zu bringen, aber die Bodenwellen und Schlaglöcher werden souverän
ohne großes Aufheben abgebügelt. Das Trike bleibt jederzeit kontrollierbar und
vermittelt trotzdem sehr guten Fahrbahnkontakt. Als nächstes steht eine 90°
Kurve an. Auch wenn ich mittlerweile einiges Vertrauen in die Fahrstabilität
des Wild One habe, möchte ich es nicht übertreiben und zirkle um die
Linkskehre; ein kurzes Verneigen zum kurveninnere Rad und schon zieht das
Gefährt wie auf Schienen um die Kurve. Beeindruckt und mit einer Schlammpackung
im Gesicht (nein ich werde trotzdem die Schutzbleche erst mal weglassen) fahre
ich weiter auf einem nassen, schlammigen Wirtschaftsweg. Erst jetzt bemerke
ich, wie das 26“ Hinterrad unaufhörlich braune Soße und Schlamm auf mein Hinterkopf
befördert und die Suppe so langsam Richtung Rücken abfließt. Jetzt macht es
erst richtig Spaß. Noch ein paar Kurven, Schlaglöcher und Kanten…der Eindruck
bleibt: das Fahrwerk ist erste Sahne und hält wirklich die Versprechungen.
Der direkte Vergleich
Nach
einer Runde mit dem Wild One nehme ich nochmals Platz im Mungo (diesmal mit
E-Unterstützung).
Der Antritt ist brachial. Der Elektromotor bringt meines Erachtens gerade beim
Anfahren eine enorme Unterstützung, da könnte man glatt schwach werden, aber
diese Option habe ich mal ganz nach hinten geschoben. Bei der normalen
Fortbewegung merkt man kaum Unterschiede. Sehr gut kontrollierbares
Fahrverhalten und die Dämpfung arbeitet ausgewogen ohne den Kontakt zur Straße
vermissen zu lassen. Aber bei den ganz groben Unebenheiten merkt man doch
einige Unterschiede. Das Mungo nimmt die kurzen heftigen Stöße nicht ganz so
souverän wie das Wild One. Der Schlag ist doch merklich, obwohl die Dämpfung
sicherlich nicht am Anschlag ist. Kurvenfahren macht aber genauso viel Spaß die
Unterschiede merkt man eventuell erst wenn man sich im Grenzbereich bewegt.
Schnell haben wir auch diese Runde absolviert und es war sehr interessant diese
beiden Räder im direkten Vergleich bewegt zu haben. Wieder zu Hause angekommen,
haben wir uns im Detail die Unterschiede der beiden Testkandidaten angeschaut.
Hier zieht man die jahrelange Erfahrung der Kollegen von Bike Revolution.
Leichte Veränderungen in der Geometrie, Anpassungen an mechanischen Teilen und
schon bekommt man ein völlig überarbeitetes Fahrverhalten. Meine Gratulation an
Thomas Seide und sein Team für ein gelungenes Liegetrike.
Viel Licht - ein Wenig Schatten
Es gibt natürlich auch ein wenig
Schatten. Zum einen nervt das Klingeln der Scheibenbremsen. Ich habe bis dato
noch keine Erfahrungen mit diesen Systemen und habe keine Ahnung, ob das normal
ist, oder wie man es abstellen kann.
Der andere Punkt betrifft das
Gestühl. So ganz bin ich mit dem Schalensitz noch nicht warm geworden, ich
brauche da immer etwas Zeit um die richtige Einstellung zu finden. Es ist nicht
unbequem und es schmerzt auch nichts aber ich habe das Gefühl, in einigen
Situationen nicht den optimalen Halt in diesem Sitz zu finden. Eventuell liegt
es aber auch, an der nicht optimalen Einstellung auf meine Größe.
Fazit
Abschließend kann ich
bescheinigen, es macht riesigen Spaß mit dem Wild One um die Ecken zu räubern.
Das Fahrverhalten ist beeindruckend und man hat das Bike sehr gut unter Kontrolle.
Es entspricht am besten meinen persönlichen Vorstellungen und Ambitionen.
Dieser Bericht soll nicht als allgemeine Wertung für bestimmte Marken wahrgenommen werden. Es sind die subjektiven Erfahrungen, die ich bei der Entscheidungsfindung zu einem Liegetrike gewonnen habe.
Dieser Bericht soll nicht als allgemeine Wertung für bestimmte Marken wahrgenommen werden. Es sind die subjektiven Erfahrungen, die ich bei der Entscheidungsfindung zu einem Liegetrike gewonnen habe.
Nochmals vielen Dank an Roswitha
und Jörg von der Steintrikes Teststation in Heinsberg. Danke für die Zeit,
Geduld und den leckeren Kaffee.