Samstag, 12. Juli 2014

KM 4920 Burg Linn



In meinem letzten Blog hatte ich berichtet, dass ich mir eine Action Cam für mein W1 zugelegt habe. Ich war schon erstaunt welche Qualität diese kleinen Kästchen hinbekommen. 


Ich habe mich gegen den Platzhirschen GoPro entschieden und das war eine rein finanzielle Entscheidung, da ich nicht bereit war, fast das Doppelte für meinen Gebrauch auszugeben. Die Rollei Bullet 5S bekommt man mit einem sehr reichhaltigen Zubehörpaket. Darin enthalten sind das Schutzgehäuse, eine Fernbedienung und unzählige Halter. Da ich mich gegen die Bike Edition entschieden habe, war leider kein vernünftiger Halter für das Fahrrad dabei. Den habe ich mir separat bei Amazon für 4,95€ bestellt. Wenn er nicht vernünftig halten würde, wäre der Schaden überschaubar.


Wie wichtig die Montage einer Kamera ist, war mir schon im Vorhinein klar. Für den ersten Versuch hatte ich die Kamera an meinen selbstgebastelten Schutzblech und Lampen-Halter montiert. Die Perspektive ist zwar toll aber es rappelt doch ziemlich und bei solchen Vibrationen versagt dann auch der Bildstabilisator. Den Versuch habe ich ja bereits im vorherigen Blogeintrag gezeigt.


In der letzten Woche kam dann der Halter endlich an. Ich hatte nicht bemerkt, dass er aus Hong Kong angeliefert wurde, daher die lange Lieferzeit. Der Halter macht, trotz des günstigen Preises, einen stabilen Eindruck. Ich habe ihn mal gleich an den Unterlenker montiert, um einen Blick auf das Feder/Dämpfer-Element zu bekommen. Das Ergebnis hat mich wirklich überrascht. Obwohl die Vibrationen der Kamera sichtbar sind, sieht man in der Aufnahme fast nichts mehr davon. Da verrichtet der Bildstabilisator eine sehr gute Arbeit. Als zweite Montageposition habe ich mir den vorderen Lampenhalter von Topeak ausgesucht. Hier werden die Vibrationen schon wieder stärker wahrnehmbar und bei größeren Unebenheiten kann der Halter leider die Position nicht halten. Das ist aber nicht weiter schlimm. Ich werde einfach bei der nächsten Ausfahrt das Stirnband benutzen.

Rollei Bullet 5S

Nach dem Filmaufnehmen fängt die eigentliche Arbeit erst an….das Schneiden. Ich habe da irgendwie immer gehasst. Es ist verdammt zeitaufwendig und nicht zu vergleichen mit der Bildbearbeitung beim Fotografieren. Aber es gibt zum Glück gute Filmbearbeitungsprogramme am Markt. Und eines ist sogar kostenfrei bei Windows 7 mit dabei…Windows Live Movie Maker. Es ist ein einfaches Paket, aber für die grundlegenden Dinge reicht das allemal. Ich werde noch viel üben müssen, aber der zweite Film ist gar nicht so schlecht gelungen. Dafür sind 3 Stunden Bearbeitungszeit drauf gegangen…der Workflow stimmt eben noch nicht so richtig. Aber daran werde ich arbeiten. Hier ist das Ergebnis.





Trike bin ich natürlich auch wieder gefahren. Ziel war die Burg Linn und Helen hat mich wieder begleitet. Den Parallelblog aus Sicht einer britischen Lady findet ihr unter http://www.auntiehelen.co.uk/six-wheels-in-germany/


Die Burg Linn hatte ich letztes Jahr zweimal auf dem Programm. Es ist ein lohnenswertes Ziel und kann nur jedem empfehlen bei einem Besuch am Niederrhein auch nach Krefeld-Linn zu fahren. Wenn man, wie wir mit dem Fahrrad, aus Westen kommend in Richtung Krefeld-Linn fährt, dann ist die eigentliche Herausforderung einen geeigneten Weg zu finden. Das war mein dritter Versuch und der Hinweg klappt eigentlich sehr gut. Man muss nur zusehen, dass man irgendwie zwischen Krefeld und Meerbusch hindurch kommt. Ich kenne jetzt 3 Varianten, die sich allerdings nur minimal unterscheiden, allzu viele Variationen gibt es nicht. Für den Rückweg nimmt man entweder den gleichen Weg zurück (total langweilig) oder man schlägt sich durch Krefeld. Das erste Mal, war es eine volle Katastrophe. Wenn ich den Stadtplaner in meiner Nähe gehabt hätte, dann...(zensiert durch den Autor). Beim zweiten Mal habe ich mich in Oppum dermaßen verfranzt, dass ich aus lauter Verzweiflung die Radnavigation komoot angeworfen habe. Und siehe da, es gibt einen einigermaßen fahrbaren Weg direkt durch Krefeld. Aber nun zur Tour.

Helen kam mit ihrem Trike im Kofferraum nach Viersen. Es ist immer wieder erstaunlich wie schnell sich das ICE Sprint zu einem kleinen Paket zusammenfalten lässt und dann in einem Kleinwagen verschwindet. 

Nach ein paar Anlaufschwierigkeiten konnten wir die Tour starten. Es ging in Richtung Osten. Das Wetter war sehr schwül und für den Abend gab es auch eine Unwetterwarnung. Aber wenn man gemütlich mit dem Fahrrad durch die Gegend rollt, dann kühlt etwas der Fahrtwind. Wir überqueren die Niers und weiter geht es auf guten asphaltierten Wegen und Straßen nach Anrath-Vennheide. Kurz hinter Vennheide biegen wir nach Anrath ab, lassen aber Anrath links liegen, ich glaube sehr zum Leidwesen meiner Begleiterin, da es in Anrath einen Bäcker mit leckerem Kuchen gibt…aber nichts da…ich will Rad fahren und nach 5 Kilometern halte ich noch nicht an. Hinter Anrath geht es ein gutes Stück durch die Sitter Heider. Weit ab von irgendwelchen Straßen, hat man hier einfach nur Ruhe. Ich genieße solche Passagen. Irgendwann müssen wir dann in Richtung Krefeld-Forstwald abbiegen. Hier geht der Radweg an einer Landstraße entlang und ist entsprechen schmal, so dass wir hintereinander fahren müssen. Von der Straße bekommt man eigentlich wenig mit. Man sitzt tief und das hohe Gras schottet den Verkehr ab. Für die Autofahrer muss es allerdings ein etwas groteskes Bild abgeben…zwei Flaggen, die scheinbar völlig anhaltslos durch die Gegend schweben.


Ein paar Kilometer fahren wir an einem Landcafe vorbei…ich überhöre das wimmernde Klagen meiner Begleiterin. Wir verlassen die Landstraße und radeln entlang der Autobahn A44 gen Osten. Willich liegt zur Rechten und wir verlassen bald den Kreis Viersen. Kurz vorher zwingt mich Helen aber doch noch zu einem Stopp…nein es war keine Bäckerei…es war eine Kirche und die musste natürlich fotografisch festgehalten werden. Für so etwas stoppe ich natürlich immer gerne. Ohne Kuchen geht’s weiter an den Hoxhöfen vorbei. Hier müssen wir wieder auf die andere Seite der A44 und kratzen haarscharf an Krefeld-Fischeln vorbei. Zwischen Fischeln und Bössinghoven kommt uns ein freirollendes rotes Velomobil entgegen. Die sieht man wirklich nicht so häufig und wir grüßen uns freundlich. Wir sind nicht mehr weit von unserem Ziel entfernt. Von Bössinghoven fährt man entlang der A57 nach Krefeld-Oppum aber kurz vor Oppum biegt man rechts ab, fährt über die Autobahn und schon sieht man in der Nähe den Burgfried.

Park an der Burg Linn

Burg Linn zur blauen Stunde

Kaum fahren wir auf das parkähnliche Gelände, kommt mir mein ehemaliger Kollege Frank entgegen. Wir hatten irgendwie vor fast 20 Jahren zusammen gearbeitet. Ich wusste wohl, dass er in der Gegend wohnte, dass ich ihn allerdings hier treffen würde ist schon ein Zufall…die Welt ist eben doch ein Dorf. Wir Kreisen um die Burg und kommen quasi durch den Hintereingang rein. Es ist immer wieder toll hier zu sein. Die Anlage ist perfekt restauriert. Auf dem Vorplatz machen wir eine kurze Pause. Die obligatorischen Fotos müssen sein. Helen fragt mich über den Ursprung der Burg aus…leider kann ich hierzu kaum erschöpfende Antworten geben. Das nächste Mal muss ich mich besser präparieren.

2 Trike in Linn

2 Trike in Linn



Leider gibt es auch hier nichts zu essen und wir ziehen unverrichteter Dinge weiter. Und hier fängt der spannende Teil (jedenfalls was die Navigation angeht) der Tour an. Manchmal sind die Angaben von komoot nicht so ganz präzise, hinzu kommen dann noch die GPS Ungenauigkeiten und ehe man sich versieht hat man sich verfahren. Wir haben es aber immer rechtzeitig mitbekommen und so hielten sich die Umwege in Grenzen. Die Krefelder Stadtplaner haben uns noch zwei Barrieren in den Weg gestellt, die uns aber nicht wirklich aufhalten konnten. Meine Bitte an die Verkehrsplaner…ja ich verstehe den Sinn und Zweck von Drängelgittern, aber wenn ihr nicht unbedingt an Liegetrikes denkt, dann denkt vielleicht mal an Fahrräder mit Kinderanhängern oder Rollstuhlfahrer. Die haben bei einigen Konstruktionen gar keine Chance und können, wenn es ganz blöd kommt, sich darin verkeilen. Es geht auch anders.


Wir rollen jetzt durch eine der schönsten Wohngegenden Krefelds. Hier sieht man wie reich die Stadt und wohlhabend die Bürger einst waren. Schmucke Gärten und ältere Villen einfach nur schön. Wir kommen dem Zentrum immer näher und wir fahren entlang von Fahrradstraßen mehr oder weniger unbehelligt durch Krefeld. Nur das ständige anhalten an Stoppschildern und Ampeln ist etwas kräftezehrend. Aber schneller als man es sich versieht ist man schon wieder aus Krefeld raus. Über den Radweg von Krefeld nach Tönisvorst will ich eigentlich keine Bemerkung abgeben, nur so viel…ich bin sooooo froh vollgefedert unterwegs zu sein.


Im Westen bauen sich bedrohliche Wolkentürme auf. Das sieht nach einem heftigen Gewitter aus. Da ich keine Lust habe in ein Gewitter zu kommen und meine Tochter alleine zu Hause ist, lege ich ein paar Schippen Kohle auf. Immer den Rückspiegel im Blick, damit ich Helen nicht verliere. Ich habe sie heute schon genug gequält, so ganz ohne Kuchen. In Tönisvorst biegen wir auf den bekannten Bahnradweg in Richtung Süchteln. Eigentlich ist die Streckenführung total langweilig, weil kerzengerade, aber ich liebe diese Strecke einfach, weil sie rechts und links einiges an Abwechslung zu bieten hat. Das Rad rollt gut und schneller als gedacht sind wir auf Viersener Stadtgebiet. Nur noch ein paar Ecken und wir sind am Ziel. Schön, dass wir vor dem Gewitter nach Hause gekommen sind.


Es war mal wieder eine schöne Tour, mit knapp 55 Kilometern. Die Zeit verging wie im Fluge und danke an Helen für die mitgebrachte Geduld. Sie erträgt mein stetes nach vorne treten, tapfer und hocherhobenen Hauptes; eine echte britische Lady. Von nun an nicht mehr Auntie Helen, sondern Lady Helen. Das nächste Mal gibt es Kuchen….versprochen!




Tourdaten:
Zeit gesamt: 2h 50min

Länge: 54,7 km

Durchschnittsgeschwindigkeit: 19,3 km/h
Temperatur:
24°C

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